Александер Кент - Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im östlichen Mittelmeer стр 97.

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Er trat zur Karte und studierte sie aufs neue: Korfu. Eine lange, spindelförmige Insel, die aussah, als wolle sie sich in die Buchten und Vorsprünge der griechischen Küste fügen. Eine enge Zufahrt von Süden, etwa zehn Meilen breit knapper Seeraum für ein Vollschiff. Im Norden waren

es noch weniger. Hatten die Franzosen tatsächlich Artillerie auf der Steilküste plaziert, so war ein Passieren der reine Selbstmord. Zwischen der Insel und dem Festland lag zwar eine Art Binnensee zehn Meilen breit, zwanzig Meilen lang , aber das wirkliche Risiko waren die beiden engen Durchfahrten im Norden und im Süden. Außerdem lag der einzige gute Ankerplatz an der Ostküste; also war keine wie immer geartete Überraschungsaktion möglich. Das mußte Herrick ebenfalls wissen. Er war dickköpfig und zu allem entschlossen, aber kein Dummkopf und war auch nie einer gewesen.

Bolitho mußte plötzlich an die junge Witwe denken, Mrs. Bos-well. Seltsam nie hatte er sich Herrick als Ehemann vorstellen können. Aber sie war genau die Richtige für ihn. Sie würde bestimmt nicht tatenlos dabeistehen, wenn andere seine Gutmütigkeit ausnutzten. Sie hätte es nie geduldet, daß er vor den Aufgaben eines Flaggkapitäns kapitulierte.

Er richtete sich auf und wunderte sich, daß er jetzt an solche Dinge denken konnte. Er verfügte nur über zwei Schiffe, und vielleicht fand er die Lysander überhaupt nicht. Aber was auch geschehen mochte er war im Begriff, in die Verteidigung des Feindes einzudringen, und das in einem Seegebiet, das ihm fast unbekannt war, abgesehen von dem, was er aus Seekarten und Navigationshandbüchern entnehmen konnte.

Es klopfte, und der Posten meldete:»Midshipman der Wache, Sir!«Der rothaarige Breen trat ein.

«Nun, Mr. Breen?«fragte Bolitho freundlich. Seit der Rettung durch die Harebell hatte er noch nicht wieder mit ihm gesprochen.

«Kommandant läßt mit allem Respekt melden, Sir, daß der Ausguck ein Segel in Nordwest gesichtet hat. Ist aber noch nicht zu identifizieren.»

«Aha.»

Bolitho blickte auf die Karte. Selbst unter Berücksichtigung der Abdrift durch den Sturm konnte ihre Position nicht allzusehr von der Berechnung abweichen. Der Bug der Osiris zeigte ungefähr nach Nordost, und bei etwas Glück würden sie die höchste Bergkette an der Südspitze von Korfu noch vor Einbruch der Dunkelheit in Sicht bekommen. Die Buzzard war vor dem Sturm davongesegelt. Javal würde sich also beeilen, wieder zum Geschwader zu stoßen, und konnte sogar schon an diesem Tag auftauchen; er mußte jedoch von Süden kommen, nicht von Nordwesten wie dieses unbekannte

Schiff.

«Wie gefällt es Ihnen im Midshipmanslogis der Osiris?« fragte Bolitho.

Der Junge sah an ihm vorbei auf den hohen Umriß der Nicator, die achtern etwa drei Kabellängen entfernt segelte.»N nicht besonders, Sir. Man behandelt mich ja soweit ganz anständig, aber.»

Bolitho nickte nachdenklich. Ebenso wie die Leutnants kamen auch die meisten Midshipmen der Osiris aus guten Familien. Es war deutlich zu merken, daß sich Farquhar Offiziere wie Kadetten sehr sorgfältig ausgesucht hatte. Daß ein Kommandant den Sohn eines alten Freundes als Midshipman einstellte oder jemandem aus anderen Gründen einen Gefallen tun wollte, war durchaus üblich. Farquhar hatte anscheinend für sein Schiff von diesem Gewohnheitsrecht ausgiebig Gebrauch gemacht.

Breen schien sich verpflichtet zu fühlen, noch etwas zu sagen.»Ich denke dauernd an diesen Matrosen, Larssen. Aber ich bin schon wieder in Ordnung, Sir. Tut. tut mir leid, daß ich mich damals so angestellt habe.»

«Das braucht Ihnen nicht leid zu tun. Ein Degen muß sich biegen können. Wenn er zu starr ist, bricht er gerade dann, wenn man ihn am nötigsten braucht.»

Warum versuchte er, Breen vor dem Unvermeidlichen zu bewahren? Jeder mußte das früher oder später durchmachen. Er erinnerte sich, was er seinerzeit als junger Leutnant nach einer Seeschlacht empfunden hatte. Wenn die Kanonen donnerten und der wilde Kampf tobte, blieb keine Zeit, den Toten Achtung zu erweisen oder sich um die Verwundeten zu kümmern. Die Toten, ob Freund oder Feind, gingen über Bord, und die Schreie der Verwundeten verstärkten nur den Kampfeslärm. Wenn die Kanonen dann schwiegen und die Schiffe auseinandertrieben, so zerschossen, daß keiner wußte, war er Sieger oder Besiegter, dann war die See mit treibenden Leichen bedeckt. Manchmal, wenn der Wind während des Gefechtes abflaute, als hätte er Angst vor der Wildheit des Kampfes, schwammen sie noch zwei Tage lang um das Schiff, und man mußte mit ihrem Anblick leben. An dergleichen dachte er oft und würde es nie vergessen.

«Hier trinken Sie ein Glas Ingwerbier«, sagte er freundlich. Der arme Breen mit seinen rauh geschrubbten Händen und seinem schmuddeligen Hemd glich eher einem Schuljungen als einem Offizier des Königs. Aber wer in seinem

Städtchen oder seinem Dorf hatte Malta gesehen? Hatte ein Seegefecht mitgemacht? Und wie viele hatten überhaupt eine Ahnung von der Stärke und Reichweite der Flotte, von ihrem Material und ihren Männern?

Farquhar, ein Teleskop in der Hand, stand im Türrahmen und warf einen kalten Blick auf den Jungen, der eben genüßlich einen Schluck nahm.

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