Als er aufhörte und das bedachte, erkannte er, dass er, wenn er nicht seine wahre Identität entdeckt hätte, gerne ein Vollstrecker geworden wäre. Er würde mehr Geld verdienen und könnte sich bessere Lebensbedingungen für sich und seine Mutter leisten. Verrückt, wie das Leben eine scharfe Linkskurve gemacht und seine ganze Welt auf den Kopf gestellt hat.
»Wenn Sie genug Kontrolle über die anderen Elemente erlangen können, ist das möglich, aber es wird beträchtliche Arbeit Ihrerseits benötigen«, informierte ihn der Schulleiter.
Das war die perfekte Gelegenheit nach zusätzlichem Training zu fragen. Ryker brauchte es dringend. Er konnte nicht alle Elemente abdecken, sondern er würde jemand anderen oder ein paar Bücher finden müssen, um die Erde zu erlernen. »Ich bin willens die Arbeit zu machen, Sir. Denken Sie, dass ich Unterricht in Wasser und Feuer nehmen kann? Ich will, dass es meiner Mutter besser geht, und ihr ein besseres Leben bieten«, erzählte er dem Mann wahrheitsgemäß.
»Ich sehe nicht, warum nicht«, erwiderte der Schulleiter, bevor er über den Rasen steuerte. Bevor er zu weit weg war, schaute er zurück und rief aus: »Ich werde am Morgen einen überarbeiteten Stundenplan für Sie haben.«
»Ich danke Ihnen, Sir«, sagte Ryker, brauste dann zu den Schlafsälen, um sich so schnell, wie es sein schmerzender Körper erlaubte, umzuziehen. Ryker sprach ein stilles Gebet an die Götter und hoffte, dass das das einzige Drama wäre, auf das er dieses Schuljahr stieß.
KAPITEL VIER
»Was zum Teufel ist mit dir passiert? Hat dich dein Charme dieses Mal im Stich gelassen?«, neckte Maurelle unbehaglich, als Ryker die Tür zu seiner Zimmerflucht im Wohnheim öffnete. Sie bemerkte Brokks feierliche Miene über seine Schulter, während Daine und Sol bereit dazu aussahen, von ihrer Position auf der Couch aus zu töten. Ryker war von loyalen Männern umgeben, die ihn mit ihrem Leben beschützen würden.
»Es war die neue Einschätzung, die Gaius mich durchmachen lassen hat«, gab Ryker mit einem Zähnefletschen weiter, bevor er einen verhüllenden Zauber auf den Raum warf. »Ich musste meine Elemente nach unten zwingen, so dass ich sie nicht alle enthülle. Dieses Mal hat er mehr als nur einen auf einmal auf mich geworfen.«
»Denkst du, dass er es weiß?«, fragte Maurelle, während sie ihre Arme um seine Taille schlang. Es waren lange Ferien gewesen, ohne ihn zu sehen. Sie vermisste alles an ihm. Der enge Knoten in ihrem Bauch öffnete sich, als sein maskuliner Duft und seine Wärme sie umgaben.
»Nein. Er hat keine Ahnung. Aber Dinge müssen sich ändern, so dass ich euch alle beschützen kann«, verkündete Ryker, während sich seine Hände an ihrem Rücken verkrampften.
Maurelle machte einen Schritt zurück, neigte ihren Kopf und beobachtete Rykers Miene. »Was muss sich ändern?« Sie hasste das Zittern, das in ihre Stimme einzog, als sie diese Frage stellte. Nach so vielen Wochen, in denen sie getrennt waren, hatte sie sich Gedanken gemacht, dass er sein Interesse an ihr verlieren könnte. Es schnitt durch ihr Herz zu wissen, dass er gleich die Dinge mit ihr beenden würde.
Ryker streckte seine Hand aus und umfasste ihre Wange. »Ich muss sicherstellen, dass du sicher bist, Braveheart.«
Tränen trübten ihre Augen und Emotionen brannten in ihrer Kehle, dennoch hielt sie die Tränen zurück, weigerte sich ihn sehen zu lassen, wie sehr es sie schmerzte. Brokk war in der nächsten Sekunde mit seinen Händen auf ihren Schultern hinter ihr.
»Du musst das mit Maurelle nicht beenden. Wir können euch in Sicherheit halten«, schwor er Ryker. Aus ihrem Augenwinkel sah sie, dass Sol und Daine zustimmend mit ihren Köpfen nickten.
»Ich weiß, dass ihr das werdet«, sagte Ryker mit einem Lächeln zu seinem Freund. »Aber ich mache nicht Schluss mit Maurelle. Sie gehört mir, auch wenn ich sie jetzt nicht beanspruchen kann. Ich will, dass ihr drei meine Königswache werdet.«
Brokk straffte seinen Griff, trat dann näher an ihren Rücken, im selben Moment, in dem Erleichterung durch Maurelles Geist schwemmte. Brokks Hitze verringerte sich plötzlich und sie bemerkte, dass Ryker darauf starrte, wie nahe sie einander waren. Eine Schamesröte kroch über ihre Wangen. Seine Präsenz hatte ihr Trost gespendet, sie hatte seine stille Zusicherung gebraucht.
»Es ist ok«, gab Ryker zu, während er zwischen den zweien hin und her blickte, schaute dann zu Daine und Sol hinüber. »Wir sind eine Einheit. Wir alle.«
Die Worte des Königs hingen schwer im Zimmer, bevor Brokk sich räusperte und das Schweigen brach. »Gibt es irgendeine Zeremonie, um uns zu deiner Wache zu machen?«
Ryker schloss die Lücke zwischen sich und Maurelle und ergriff ihre Hand. Ihr ganzer Körper prickelte davon, Brokk in ihrem Rücken und Ryker an ihrer Vorderseite zu haben. Die Dynamik hatte sich soeben verändert, aber sie hatte keine Ahnung wie, oder was das alles bedeutete. Im Moment war es das Wichtigste sicherzustellen, dass Rykers Identität maskiert blieb, bis er in der Position war das Reich zu übernehmen.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was ich tue«, sagte Ryker, streckte seine Hand dann nach oben und legte sie über Brokks, wo diese auf ihrer Schulter ruhte. Maurelle erschauderte dabei, zwischen zwei sexy Männern eingekeilt zu sein. Sicher, sie war am meisten zu Ryker hingezogen, aber konnte ihre Anziehung auch zu Brokk nicht leugnen.
»Ich verleihe dir das Privileg das erste Mitglied meiner Wache zu sein, Brokk Westhaven«, sagte Ryker. Brokks Atem stockte in seiner Kehle und seine Finger klammerten sich in Maurelles Fleisch. Sie hielt ein Zusammenzucken zurück, drehte ihren Kopf und beobachtete, wie Brokk seine Zähne zusammenbiss und Rykers Blick hielt.
Sol und Daine sprangen von der Couch und schwebten zu ihrer linken Seite. Sie streckte sich und suchte Rykers Hand, als Brokks Griff quetschend wurde. Sobald ihre Haut sich berührte, verließ die Spannung Brokks Hände.
Eine Sekunde später zog er den Kragen seines Shirts nach unten, um einen Schild zu enthüllen. Da waren eine geflügelte Kreatur, ein Messer und eine Rune in dem rot gefärbten Tattoo, das erschienen war. »Oha. Das ist verflucht abgefahren«, stieß Brokk mit einem Lächeln hervor. Er schlang eine Sekunde später seine Arme um Maurelle und wirbelte sie herum.
»Okay, großer Junge, setz mich ab«, sagte sie lachend. »Das Mal ist schön, aber scheint, als ob es gefährlich sein wird.«
»Stimmt«, fügte Ryker hinzu. »Wir werden die Peridun besuchen gehen müssen und fragen, ob sie etwas tun kann, um auch das zu verstecken. Zunächst angenommen, dass ihr zwei zustimmt mich diese Zeremonie beenden zu lassen.«
Dies war seine erste Handlung als König, dachte Maurelle. Ihre Schultern gingen zurück und ein Lächeln breitete sich über ihren Mund aus, als Daine und Sol zustimmten. Sie hatte keine Ahnung, wie ihr Leben sie an diesen Punkt gebracht hat, aber sie war den Göttern dankbar, dass sie sie zu einem Teil davon gemacht haben.
»Ich verleihe dir das Privileg das zweite Mitglied meiner Wache zu sein, Daine Norse«, trug Ryker vor, wie er es bei Brokk getan hatte. Daines Gesicht straffte sich vor Unbehagen und er beugte sich in der Körpermitte, stützte seine Hände auf seine Knie.
Maurelle fuhr mit ihrer Handfläche über seinen Rücken, bot, welchen Trost sie konnte. Daine brauchte einige Sekunden, um seinen Kopf zu heben und aufzustehen. Er schoss ihr ein Lächeln zu und hob den Saum seines Shirts. Das gleiche Design erschien in Rottönen auf seiner Brust.
»Bereit«, fragte Ryker Sol.
»Wie ich es jemals sein werde.«