Грейс Фиона - Mord im Morgengrauen стр 15.

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Die Frau tat wie geheißen und begann dann damit, Laceys neue Sachen sorgfältig in der Handtasche zu verstauen.

„So, das wird–“

„SCHUHE!“ unterbrach sie Lacey. Wie schusselig sie doch war. Schließlich waren es doch ihre grässlichen Bootsschuhe gewesen, die sie erst in diesen Laden geführt hatten. „Ich brauche Schuhe!“

Die Verkäuferin schien immer weniger begeistert von Lacey und ihren Wünschen zu werden. Vielleicht dachte sie, dass Lacey ihr einen Streich spielte und sie am Ende mit dem ganzen Kram sitzen lassen würde. „Die Schuhe stehen dort drüben“, sagte sie kühl und zeigte in die entsprechende Richtung.

Lacey begutachtete die kleine Auswahl wunderschöner Stöckelschuhe, die sie in ihrer Zeit in New York City, in der sie es ganz normal gefunden hatte wunde Füße zu haben, sicher gerne getragen hätte. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass inzwischen alles anders war. Sie musste keine unbequemen Schuhe mehr tragen.

Ihr Blick fiel auf ein Paar praktisch aussehende, schwarze Budapester. Da sie fand, dass diese Schuhe perfekt zu ihren neuen, androgyn angehauchten Anzügen passen würden, steuerte sie direkt auf diese zu.

„Ich nehme die hier“, sagte sie und stellte die Budapester auf die Ladentheke und damit vor die Nase der Verkäuferin.

Die Frau fragte gar nicht erst, ob Lacey die Schuhe anprobieren wolle, sondern fügte sie ohne Weiteres zu der Liste der bereits von dieser erstandenen Kleidungsstücke in ihrer Kasse hinzu. Der dort inzwischen aufgelaufene, vierstellige Rechnungsbetrag brachte sie zu einem Hüsteln, das sie diskret mit ihrer vor ihren Mund gehaltenen Faust abmilderte.

Lacey zückte ihre Kreditkarte, zahlte, zog ihre neuen Schuhe an, bedankte sich bei der Verkäuferin, verließ den Laden nach hinten hinaus und sprang von dessen Garten auf das daneben liegende, leerstehende Grundstück hinüber. Die Hoffnung, dass ihr Stephen in wenigen Augenblicken den Schlüssel für den Laden übergeben würde und sie auf diese Weise die Nachbarin der gelangweilten  Verkäuferin aus der Boutique, in der sie sich gerade eine komplette neue Identität zusammengekauft hatte, werden würde, gab ihr ungeheuren Auftrieb.

Als sie den Laden betrat schien Stephen sie nicht zu erkennen.

„Du hast doch gesagt, dass die Frau nicht besonders gut angezogen ist“, murmelte die Frau, die neben ihm stand und seine Frau Martha sein musste, ihm zu. Falls Martha gedacht hatte, dass niemand außer ihrem Mann ihre Worte mitbekommen hatte, lag sie falsch, denn Lacey hatte jedes ihrer Worte verstanden.

Lacey zeigte auf ihr Outfit und witzelte: „Ta-da. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich weiß, was ich tue.“

Martha warf Stephen einen Blick zu. „Warum hast du nur solche Bedenken gehabt, du alter Dussel? Die Frau ist die Antwort auf unsere Gebete! Gib ihr den Mietvertrag – und zwar gleich!“

Lacey konnte es kaum glauben. Was für ein Glück. Hier hatte ganz bestimmt das Schicksal seine Hände im Spiel!

Stephen zog hastig ein paar Dokumente aus seiner Tasche und legte sie vor Lacey auf die Ladentheke. Im Gegensatz zu ihren Scheidungspapieren, die eine unendliche Trauer in ihr ausgelöst hatten, erschienen ihr diese Papiere als ein einziges Versprechen für f ihre Zukunft. Sie griff zu ihrem Stift – demselben, mit dem sie auch ihre Scheidungspapiere unterschrieben hatte – und setzte ihre Unterschrift unter den Vertrag.

Lacey Doyle. Ladenbesitzerin.

Der Aufbruch in ihr neues Leben war besiegelt.

KAPITEL SECHS

Mit einem vor lauter Glück bis zum Hals hinauf schlagenden Herz schwang Lacey ihren Besen und fegte  den Boden des Ladens, dessen stolze Mieterin sie nun war.

Die Gefühle, die zurzeit auf sie einstürmten, waren ihr ganz neu. Denn zum ersten Mal war sie die Herrin über ihr eigenes Leben und ihre Zukunft lag allein in ihren Händen. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren und so war es kein Wunder, dass sie schon einige richtig tolle Pläne geschmiedet hatte. So wollte sie aus dem großen hinteren Zimmer in Erinnerung an ihren Vater, der dies damals in seinem Laden schon immer vorgehabt, aber nie in die Tat umgesetzt hatte, einen Auktionsraum machen. Als sie noch für Saskia gearbeitet hatte, war sie bei einer Unmenge von Auktionen gewesen – wenn auch zugegebenermaßen eher, um Sachen zu verkaufen als zu kaufen, doch sie war sich sicher, dass sie auch das Einkaufen schnell erlernen würde. Und obwohl sie noch nie zuvor einen eigenen Laden geführt hatte, hoffte sie auch das bald im Griff zu haben. Genau wie alles andere, was sie außerdem noch können musste.

In diesem Moment merkte sie, dass da jemand war, der zuerst am Laden vorbei gehen wollte, dann aber stehengeblieben war und sie nun durch das Fenster desselben ansah. In der Hoffnung, es handele  sich dabei um Tom, hielt sie mit dem Kehren inne und erkannte, dass die Person, die stocksteif vor ihrem Laden stand, eine Frau war. Aber keine fremde, sondern eine, die Lacey kannte. Sie war spindeldürr, trug ein schwarzes Kleid, und ihre langen, dunklen Locken ähnelten denen von Lacey. Mit einem Wort: da stand ihr böser Zwilling – die Verkäuferin aus der benachbarten Boutique.

Die Frau stürmte in den Laden, dessen Tür noch immer nicht abgeschlossen war.

„Was machen Sie hier drin?“ fragte sie.

Lacey lehnte den Besen an die Ladentheke und streckte der Frau in einer freundlichen Geste ihre Hand entgegen.

„Mein Name ist Lacey Doyle. Ich bin Ihre neue Nachbarin.“

Die Frau starrte so angeekelt auf Laceys ausgestreckte Hand, als wäre diese mit Bazillen übersät. „Wie bitte?“

„Ich bin Ihre neue Nachbarin“, wiederholte Lacey im selben freundlich-selbstbewussten Ton wie eben. „Ich habe gerade den Mietvertrag für diesen Laden unterschrieben.“

Die Frau sah Lacey an, als hätte ihr diese ins Gesicht geschlagen. „Aber…“, murmelte sie.

„Gehört Ihnen die Boutique oder arbeiten Sie nur dort?“, fragte Lacey in dem Versuch die offensichtlich fassungslose Frau ein wenig herunterzubringen.

Die Frau nickte immer noch wie hypnotisiert. „Der Laden gehört mir. Ich heiße Taryn. Taryn Maguire.” Dann schüttelte sie ihren Kopf als wäre sie aus einer Trance erwacht und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. „Ich freue mich, dass ich eine neue Nachbarin habe. Ist der Laden nicht wunderbar? Ich denke, es ist ganz in Ihrem Sinn, dass er so dunkel ist, denn dann merkt man nicht gleich wie schmuddelig er eigentlich ist.“

Lacey konnte sich gerade noch davor zurückhalten, eine ungehaltene Mine aufzusetzen. Diese Selbstbeherrschung hatte sie ihrer jahrelangen Erfahrung im Umgang mit ihrer latent aggressiven Mutter zu verdanken.

Taryn lachte laut auf, als wolle sie ihr zweifelhaftes Kompliment von eben überspielen. „Dann verraten Sie mir doch bitte, wie Sie den Mietvertrag für diesen Laden bekommen haben. Soweit ich weiß, wollte Stephen ihn verkaufen.“

Lacey zuckte nur mit den Schultern. „Ja, das wollte er. Aber dann hat er seine Pläne wohl geändert.“

Taryns Gesicht sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Mit noch weiter erhobener Nase als bereits vorhin in ihrer Boutique und immer weniger in der Lage, ihre zunehmende Abscheu zu verbergen, ließ sie ihren Blick durch den Laden schweifen.

„Und Sie möchten hier also Antiquitäten verkaufen?“ fragte sie.

„Das stimmt. Als ich klein war, hatte mein Vater einen Antiquitätenladen und jetzt trete ich – sozusagen zu seinen Ehren – in seine Fußstapfen.“

„Antiquitäten“, wiederholte Taryn. Es war deutlich zu sehen, dass ihr der Gedanke, dass direkt neben ihrer schicken Boutique demnächst Antiquitäten verkauft werden sollten, ganz und gar nicht gefiel. Sie starrte Lacey auf eine Weise an, wie es ein Falke mit seiner Beute tun würde. „Und dürfen Sie das eigentlich? Ich meine, einfach von Amerika hier rüberkommen und einen Laden aufmachen?“

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