Блейк Пирс - Wenn Sie Rennen Würde стр 12.

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„Also, was ist der nächste Schritt in unserem Fall?“, fragte DeMarco.

„Ich überlege, ob es Sinn macht, sich mit dem alten Fall, dem Nobilini-Fall, noch einmal persönlich zu befassen, anstatt nur die Akten durchzugehen. Ich frage mich, ob es inzwischen innerhalb der Nobilini-Familie neue Erkenntnisse gegeben hat. Aber… es verhält sich ähnlich wie bei dir und dem Tod deiner Freundin… es ist nichts, womit ich mich freiwillig gern befassen möchte.“

„Das heißt, morgen stehen noch mehr unangenehme Besuche und Gespräche an?“

„Vielleicht. Ich bin mir noch nicht sicher.“

„Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte, bevor ich blindlings in etwas hineinstolpere?“

„Wahrscheinlich ja. Aber glaub mir… das heben wir uns lieber für morgen früh auf. Sonst wird es heute Abend zu spät, und es wird mir den Schlaf rauben.“

„Oh. Ich sehe schon, in welche Richtung das geht.“

„Genau…“

Sie tranken ihren Wein aus und bezahlten. Auf dem Weg in ihre Zimmer dachte Kate über die Geschichte nach, die DeMarco ihr erzählt hatte – dieses traurige Erlebnis in ihrer Vergangenheit. Wieder einmal wurde ihr bewusst, wie sie wenig über ihren Partner wusste. Wenn sie eine normale Arbeitsbeziehung hätten, in der sie sich fast täglich sähen, dann wäre das etwas anderes. So aber sahen sie sich nur alle paar Monate ein- oder zweimal. Sie fragte sich, ob sie sich genug Mühe gab, DeMarco wirklich kennenzulernen.

Ihre Wege trennten sich vor ihren Zimmern, die sich direkt gegenüber lagen. Kate verspürte das Bedürfnis, noch etwas zu sagen – irgendetwas, um DeMarco zu zeigen, dass sie ihre Offenheit zu schätzen wusste.

„Ich möchte mich noch einmal für gestern Abend entschuldigen“, sagte sie. „Mir wird langsam klar, dass ich dich nicht genügend kenne, um solche Entscheidungen für uns beide treffen zu können.“

„Es ist okay, wirklich“, sagte DeMarco. „Ich hätte dir gleich davon erzählen sollen.“

„Wir müssen beide mehr daran arbeiten, uns besser kennenzulernen. Das ist absolut nötig, wenn wir uns unser Leben anvertrauen. Vielleicht sollten wir deshalb auch außerhalb der Arbeit mehr gemeinsame Zeit verbringen.“

„Ja, das wäre gut“, meinte DeMarco, als sie ihre Tür aufschloss. „Du sagtest, du wolltest dir noch ein paar Gedanken machen zu dem alten Fall, dem Nobilini-Fall. Sag Bescheid, falls du etwas besprechen möchtest.“

„Das mache ich“, sagte Kate.

Und damit verschwanden beide in ihre jeweiligen Zimmer und beschlossen so den gemeinsamen Abend. Kate entledigte sich ihrer Schuhe und setzte sich direkt an den Laptop. Während sie ihn hochfuhr, rief sie Director Duran an. Wie schon erwartet, nahm er den Anruf nicht selbst entgegen, sondern Kates Anruf landete bei seiner Persönlichen Assistentin Nancy Saunders in seinem Vorzimmer. Kate bat sie darum, ihr schnellstmöglich die digitalisierten Akten des Nobilini-Falls zu emailen. Zwar hatte DeMarco einige der Akten im Gepäck, aber das waren nur die mit generellen Informationen zum Fall. Kate hatte das Bedürfnis, sich wieder neu mit den unappetitlichen Details vertraut zu machen. Saunders versprach, sich darum zu kümmern, und dass Kate die Email spätestens am nächsten Morgen um 9 Uhr erhalten würde.

Cass Nobilini, dachte Kate.

Sofort, als Duran die mögliche Verbindung des aktuellen Falls mit dem Nobilini-Fall erwähnte, hatte sie an die Frau denken müssen. Als sie die Klagelaute und das Weinen von Missy Tucker hörte, die gerade vom Tod ihres Mannes erfahren hatte, musste sie wieder an Cass Nobilini denken. Und dann wieder, als sie mit Jack Tuckers Freunden sprach.

Cass Nobilini, Frank Nobilinis Mutter. Die Frau, die es als beleidigend und absolut verwerflich angesehen hatte, dass die Medien den Mord an ihrem Sohn insbesondere auf Grund der Tatsache aufgriffen, dass er einst mehreren bekannten Mitgliedern des Kongresses als Finanzieller Berater zur Seite gestanden hatte. Kate schalt sich dafür, dass sie angenommen hatte, dass der aktuelle Fall sie nicht auf die eine oder andere Weise zum Nobilini-Fall zurück führen würde.

Die Erinnerung an Cass Nobilini blieb für den restlichen Abend im Vordergrund ihrer Gedanken, selbst als sie sich schließlich hinlegte und langsam einschlief.

***

Sie sah noch immer den Tatort vor sich. Durch die vielen Jahre, die inzwischen vergangen waren, war die Erinnerung etwas eingerostet und verblasst, aber wann immer sie träumte, gab es von Verschwommenheit keine Spur. In ihren Träumen sah sie alles messerscharf vor sich, so, als sähe sie fern.

Auch in dieser Nacht, als sie kurz nach 21 Uhr einschlief und sich dann bis Mitternacht unruhig im Schlaf hin und her wälzte, sah sie die Szene wieder vor sich.

Sie sah Frank Nobilini vor sich, getötet in einer Seitengasse liegend, seine BMW-Schlüssel noch in der Hand. Im Zuge der Ermittlungen war sie bei ihm zuhause gewesen. Er hatte in einem Haus mit vier Schlafzimmern in Ashton gelebt. In der Garage, in der es nach frisch gemähtem Gras roch, hatte sie mit der Untersuchung des Hauses begonnen. Sie kam sich fast wie in einem Geisterhaus vor, so als ob sich Frank Nobilinis Geist dort aufhielte und nur auf sie wartete. Vielleicht war er genau dort auf dem leeren Platz in der Garage, wo sein BMW – der mehrere Blocks vom Fundort seiner Leiche auf einem Parkplatz entdeckt worden war – hätte stehen sollen. In der Garage war es kalt gewesen; Kate hatte damals das Gefühl gehabt, sich in einer Grabkammer zu befinden. Aus Gründen, die sie nie verstanden hatte, war dies die Szene, an die sich über die Jahre tief in ihr Gedächtnis gebrannt hatte.

In Frank Nobilinis Fall hatte es keinerlei Hinweise darauf gegeben, warum ihn jemand umgebracht hatte. Man hätte annehmen können, dass sich jemand seines sehr schönen BMWs bemächtigen wollte, aber die Autoschlüssel hatte man in Franks Hand gefunden. Sein Haus war sauber gewesen – und zwar so sauber, dass es schon fast unheimlich wirkte. Es lagen keine Papiere herum, es gab keine Einträge in seinem Kalender, keinerlei Post. Nichts.

In ihrem Traum sah Kate sich in der Seitengasse stehen. Wie ein Kind, das vorsichtig einen Tropfen Sirup auf dem Küchentisch berührt, fuhren ihre Finger über die an der Hauswand klebende Masse. Sie wandte sich um und blickte hinter sich, in Richtung des Eingangs zur Gasse, aber sie sah stattdessen das Innere von Nobilinis Garage. Als ob man sie hereingebeten hatte, stieg sie im Traum die hölzerne Treppe hinauf, die zur Verbindungstür zur Küche führte. Dann bewegte sie sich auf eine fließende Art und Weise, wie man es nur in Träumen konnte; sie schwebte eher, als dass ihre Beine sie trugen. Irgendwie gelangte sie in das Badezimmer und blickte in die Duschwanne entlang der hinteren Wand. Sie war gefüllt mit Blut. Etwas schien sich unter der Oberfläche zu bewegen und ließ kleine Bläschen aufsteigen. Wenn eine die Oberfläche erreichte und zerplatzte, hinterließ dies kleine Blutspritzer an der gekachelten Wand.

Vor Schreck stolperte sie rückwärts zur Badezimmertür hinaus und in den Flur, wo ihr Frank Nobilini entgegen kam. Hinter ihm stand seine Frau Jennifer und schaute dem Geschehen zu. Sie winkte Kate sogar kurz zu, als ihr toter Ehemann den Flur entlang auf sie zu taumelte. Frank bewegte sich langsam, zombieartig, mit einem starken Hinken.

„Es ist alles okay“, sagte da eine Stimme hinter ihr.

Sie wandte sich um und sah Cass Nobilini, Franks Mutter, auf dem Boden sitzen. Sie sah müde aus, geschlagen… als warte sie auf des Henkers Schwert.

„Cass…?“

„Du hättest den Fall niemals gelöst. Das hattest du einfach nicht drauf. Aber die Zeit… die ändert Dinge, nicht wahr?“

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