Джабраил Муслимович Мурдалов - Кавказ и Чечня  обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler стр 20.

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Der Raum zwischen der vorderen Kalkkette und der hier vorwiegend wohl aus Schiefern und Sandsteinen gebildeten zweiten Kette, der sich von Schatoi nach W erstreckt, wird durch Querrücken in mehrere Becken ist das der oberen Gechi, das daher auch am besten besiedelt ist. Der Eindruck ist freilich ein ganz anderer als der des reichen, blühenden Kessels von Schatoi, liegt das Gechi-Becken doch etwa 1000 m höher als dieser und ist größtenteils waldlos. Die Siedlungen machen einen viel ärmlichen Eindruck und bestehen durchweg aus niedrigen flachdachigen Steinhäusern, zwischen denen viele alte Turmbauten auffallen. Zentrum ist das Dorf Galantschotsch, das im Übergangsgebiet zwischen dem melancholischen, offenen Schiefergelände und den im N prächtig aufsteigenden, bunten Wänden des Kalkgebirges liegt (Abb. 2).

Bei der völligen Ungangbarkeit der Gechi-Klamm sind die Bewohner von Galantschotsch gezwungen, an ihren schroffen Wänden in die Höhe zu steigen, wenn sie nach der Ebene wollen  ein besonders in der prallen Sommer- und Herbstsonne sehr mühsames Beginnen , und über die von zahlreichen trichterförmigen Karstdolinen durchsetzten Almen des Kalkgebirges ihren Weg zu nehmen. Sie müssen es aber öfters tun, um die Erzeugnisse ihrer Viehwirtschaft gegen Kukuruz (Mais) umzutauschen, da das eigene Getreide bei weitem nicht ausreicht, den Bedarf für das ganze Jahr zu decken. Das gilt übrigens für die meisten Dörfer des höheren Gebirges. Der Gau wird nach dem nächst bedeutenden Dorfe auch Akki genannt.

Durch den hohen, zackigen Zug des Borsonti wird das Gechi-Becken von dem der Fortanga getrennt, das auffällig stark bewaldet ist. Zentrum ist Meredschoi. Hier wohnte früher der nach der Unterwerfung des Landes bis auf geringe Reste nach der Türkei ausgewanderte tschetschenische Stamm der Karabulaken.

Östlich des Scharo-Argun erstreckt sich  immer zwischen den beiden Ketten des Kalkgebirges ß der Gau Tschaberloi, von dem man das untere und das obere Tschaberloi unterscheidet. Getrennt werden beide durch die Andische Wasserscheide, die hier aber nicht mit der Andischen Kette zusammenfällt, sondern etwa 1015 km westlich von deren Kamm verläuft. Der Andische Koissu hat sein Einzugsgebiet im Ansalta-Bach über die Kette hinweg nach W vorgeschoben; in enger Schlucht wird sie von diesem Bach durchbrochen. Die Wasserscheide selbst ist eine ganz flache Schwelle.

Das untere Tschaberloi liegt ähnlich wie Galantschotsch schon beträchtlich über den Argunläufen, ist aber stärker zerschnitten als jenes. Durch ihre Waldlosigkeit und brütende Hitze erinnern seine engen Schluchten schon an den Daghestan. Verwaltungspunkt des gesamten Tschaberloi ist Tschobachkineroi, ein ganz unbedeutendes Dorf, von dem sich aber ein wundervolles Gebirgspanorama von machtvollem Aufbau bietet. Durch die Lücke, die hier der Scharo-Argun in die zweite Kette gerissen hat, grüßt von S das breite, firnbedeckte Haupt des Diklos herüber.

Stärker individualisiert als Landschaftseinheit ist das obere Tschaberloi. Es ist ein weiter, flacher Kessel, der aber infolge seiner Ausdehnung als Hochfläche empfunden wird und deshalb stark an die gleichartigen daghestanischen Bildungen erinnert, denen er auch in seiner Baumlosigkeit, Ungeschütztheit gegen Sommerhitze und Winterkälte und den Dorfanlagen gleicht. Etwa 200 m über dem Kessel liegt in dessen Ostumrandung der von hohen Bergwänden eingefaßte, schöne Forellensee Esen-am, 1868 m ü. d. M., an dem die sogenannte Zarenstraße von Wedeno nach Botlich Botlich in Daghestan entlang führt. Den übrigen Tschetschenen gelten die Tschaberloier schon mehr mit den benachbarten großen daghestanischen Orten Andi und Botlich verbunden als mit den tschetschenischen Basarplätzen.

Folgt man von Schatoi aus dem Tschanti-Argun auf dem leidlichen Fahrwege und hat man die finstere und außerordentlich eindrucksvolle Klamm hinter sich, mit der er die zweite Kette durchsägt, so erweitert sich das Tal bedeutend. Die hier völlig waldlosen Hänge werden mit Eintritt in das Schiefergebiet flacher und diese Gestalt behält der Oberlauf des Argun bis zum Beginn des Hochgebirges. Die größte Breite erreicht seine Talsohle bei Itum-Kale mit fast ½ km und da hier auch ein breitsohliges Tal von SO her einmündet, so hat sich ein Bevölkerungszentrum entwickelt; Itum-Kale bildet den Verkehrs- und Handelsmittelpunkt für die ganze Südhälfte der tschetschenischen Berge. Zu seinem lebensvollen, bunten Wochenmarkte kommen die Leute, abgesehen vom eigentlichen Bezirk von Itum-Kale, der den Gaunamen «Tschanti» trägt, auch aus dem oberen Scharo-Argungebiet, ebenso aus Galantschotsch und dem wilden Maisti und Mälchsti. Ja sogar Chewsuren in ihrer interessanten Tracht sieht man ab und zu. Von hier strahlen auch die Wege aus, die über das Hochgebirge nach Tuschetien und Chewsuretien hinüber führen, nämlich nach ersterem entweder über Scharoi und den Katschu-Paß oder über Childecheroi, und nach letzterem über Mälchisti und Schatil. Schon vor der Russenzeit war Itum-Kale eine stark befestige Zentrale mit vielen Wehrtürmen. Nach deren Zerstörung bauten die Russen eine weiträumige Festungsanlage, die jetzt natürlich in Ruimen liegt, sie wird bald völlig verschwunden sein, da ihre Steine als Baumaterial weggeschleppt werden.

Zum näheren Einflußgebiet Itum-Kales gehören verschiedene Seitentäler des Tschanti-Argun, von denen hier nur das durch Holz- und Webearbeiten bedeutende Tal von Chotscharoi und das von kaum übersteigbaren Bergmauern eingerahmte Gebiet von Childecheroi genannt seien.

Denselben landschaftlichen Charakter wie der Oberlauf des Tschanti- hat der des Scharo-Argun; auf seinen flachen Schlieferhängen liegen die Ortschaften in den verschiedensten Höhen verteilt. Hauptort ist das hochgelegene Scharoi mit zwei weithin sichtbaren, dräuenden alten Türmen (Abb. 3). Seine wehrhaften Bewohner machten 1919 der auf S. 8 erwähnten georgischen Expedition viel zu schaffen und waren noch 1925 gegen die Sowjets aufständig. Und zwar aus religiösen Gründen: die kommunistische Verneinung Gottes empörte die frommen Mohammedaner, genau so wie 1921 im benachbarten Daghestan. Bei der räumlichen Begrenztheit des Aufstandes wurden sie jedoch von den Bolschewisten ungewöhnlich nachsichtig behandelt, während man unter den tapferen Daghestarnern blutig aufgeräumt hatte. In den letzten Jahren ist auch dieses Gebiet durch einen Straßenbau erschlossen worden; die Straße führt von Schatoi hinüber zum Scharo-Argun und an diesem entlang bis Scharoi. Sie soll u. a. den Abtransport des beim Dorfe Chulandoi einstweilen mit primitiven Mitteln abgebauten Antimons ermöglichen. Infolge der größeren Entfernung vom Zentrum Itum-Kale sind Sitten und Lebensweise der Bewölkerung im Oberlaufgebiet des Scharo-Argun wesentlich ursprünglicher als in dem des Tschanti-Argun, wenn man von dessen Quellgebiet absieht.

Diese Quellgebiete des Tschanti-Argun dürfen nun von allen tschetschenischen Gauen das Hauptinteresse des Forschers beanspruchen eben wegen ihrer ethnologischen Ursprünglichkeit. Sie sind von Itum-Kale nur 12 Tagemärsche entfernt. Das enge Kerbtal, durch das der Argun nach der Einmündung des Kii-Baches, flußaufwärts gerechnet, hindurchtost, ist jedoch schwer zu passieren. Die Erosionswirkung ist an waldfreien Stellen außerordentlich; zumal bei Tauwetter sausen aus großer Höhe ständig Gesteinssplitter in das schäumende Bergwasser, ein Umstand, der für den Wanderer eine nicht geringe Gefahr bedeutet.

Zwei Gaue sind aus diesem Gebiet zu nennen, Maisti und Mälchisti. Maisti, das auf Childecheroi nach W folgende rechte Seitental des Tschanti-Argun, ist ebenso wie dieses durch meist nur für den Alpinisten übersteigbare Seitenmauern umrahmt, im S aber noch durch das Massiv des Tebulos-mta völlig abgeriegelt, von dem der größte Gletscher des Ostkaukasus bis etwa 2800 m herabkommt. Abgesehen von dem bis auf 1800 m herabreichen Trogal und einem kurzen Stück vor der Einmündung in den Argun ist das Maisti-Tal einevöllig ungangbare Klamm. Hoch oben erst; wo die Talwände weiter zurücktreten, ist Platz für Siedlungen. Die über blauschwarze, sehr harte und glatte Schieferplatten hinaufführenden Pfade sind selbst für das sichere Gebirgspferd gefährlich, so daß man fast nur Maulesel sieht. Aus demselben Grunde hält man auch mehr Ziegen als Schafe.

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