Томас Манн родился 6 июня 1875 года в Любеке. Его отец был уважаемым купцом, консулом и позднее сенатором свободного ганзейского города Любека, а мать была из Южной Америки, происходила из брака немецкого плантатора с бразильской креолкой.
Еще в гимназии Томас начинает участвовать в издании ежемесячного литературно-критического журнала, публикует в нем свои прозаические наброски. После смерти отца материальное положение семьи резко ухудшается. Томас Манн оставляет гимназию, семья переезжает в Мюнхен. Будущий писатель зарабатывает на жизнь своим трудом (в страховом обществе), публикует первые рассказы. Это время - период увлечения философией Шопенгауэра, Ницше, музыкой Вагнера. В 1896-98 годах Томас Манн отправляется вместе со старшим братом Генрихом (также впоследствии известным писателем) в Италию, там, между прочим, погружается в чтение скандинавской и русской литератур (обе эти литературы неожиданно и мощно вышли на сцену и стали лидировать, стали «властителями дум» в конце 19-го века) и начинает писать свой первый роман «Будденброки» (который его прославит). В 1899 году, во время поездки в Данию, создается повесть «Тонио Крёгер».В 1905 году Томас Манн женится на девушке из зажиточной мюнхенской еврейской семьи Кате (Катарине) Прингсгейм (18831980). В этом браке родится шестеро детей. После успеха первого сборника новелл в 1898 году Томас Манн - свободный писатель. Вскоре он становится почетным доктором многих университетов, членом Прусской литературной академии. В 1929 году писатель получает Нобелевскую премию по литературе. После романа «Будденброки» (1901) (действие которого, как и в новелле «Тонио Крёгер», происходит, в основном, в родительском доме в Любеке) Томас Манн пишет романы «Волшебная гора» (1924), «Лотта в Веймаре» (1939), «Иосиф и братья» (1943), «Доктор Фаустус» (1947), незаконченный роман «Признания авантюриста Феликса Круля» (1954). Среди новелл особо стоит отметить «Смерть в Венеции» (1912), «Марио и волшебник» (1930). Во время одной из заграничных поездок с докладами Томас Манн подвергается резким нападкам со стороны только что пришедшего к власти национал-социалистического режима, его имущество конфискуется. Он остается во Франции, а в 1934 году переселяется в Швейцарию. В 1936 году он объявляет себя эмигрантом и принимает чешское гражданство, после чего его лишают гражданства в Германии. После ввода германских войск в Австрию Томас Манн эмигрирует в США, в Принстон, где работает внештатным профессором при университете. Томас Манн участвует в радиовещании на Германию. В 1944 году он получает американское гражданство. После окончания войны Томас Манн наталкивается в Германии на недовольство его политическими высказываниями, писателя обвиняют во враждебном отношении к Германии вообще. Впоследствии он отклоняет все призывы вернуться в Германию или посетить ее и живет с 1952 года до конца своей жизни в Швейцарии. В 1954 году Томас Манн отказывается также от сталинской премии мира. 12 августа 1955 года писатель умирает на руках своей жены Кати.
1 Die Wintersonne stand nur als armer Schein, milchig und matt hinter Wolkenschichten über der engen Stadt. Nass und zuzig (ветрено: «сквозяще» -диалект.; ср.: ziehen - сквозить) war's in den giebeligen Gassen (der Giebel -фронтон; островерхая двускатная крыша), und manchmal fiel eine Art von weichem Hagel, nicht Eis, nicht Schnee.
2 Die Schule war aus. Über den gepflasterten Hof und heraus aus der Gatterpforte (из решетчатых ворот: das Gatter - решетка) strömten die Scharen der Befreiten (ватаги особожденных), teilten sich und enteilten nach rechts und links. Große Schüler hielten mit Würde ihr Bücherpäckchen hoch gegen die linke Schulter gedrückt, indem sie mit dem rechten Arm wider den Wind dem Mittagessen entgegenruderten (гребли, выгребали навстречу обеду = спеша к обеду); kleines Volk setzte sich lustig in Trab (припустились рысью, перешли на рысь; der Trab), dass der Eisbrei umherspritzte und die Siebensachen (пожитки) der Wissenschaft in den Seehundsränzeln klapperten (громыхали в ранцах из тюленьей кожи). Aber hie und da riss alles mit frommen Augen die Mützen herunter (все, делая невинные: «благочестивые» глаза, быстро снимали фуражки; reißen - рвать, срывать) vor dem Wotanshut und dem Jupiterbart (перед вотановой шляпой и юпитеровой бородой) eines gemessen hinschreitenden Oberlehrers (размеренно шагающего старшего учителя) ...
1 Die Wintersonne stand nur als armer Schein, milchig und matt hinter Wolkenschichten über der engen Stadt. Nass und zuzig war's in den giebeligen Gassen, und manchmal fiel eine Art von weichem Hagel, nicht Eis, nicht Schnee.
2 Die Schule war aus. Über den gepflasterten Hof und heraus aus der Gatterpforte strömten die Scharen der Befreiten, teilten sich und enteilten nach rechts und links. Große Schüler hielten mit Würde ihr Bücherpäckchen hoch gegen die linke Schulter gedrückt, indem sie mit dem rechten Arm wider den Wind dem Mittagessen entgegenruderten; kleines Volk setzte sich lustig in Trab, dass der Eisbrei umherspritzte und die Siebensachen der Wissenschaft in den Seehundsränzeln klapperten. Aber hie und da riss alles mit frommen Augen die Mützen herunter vor dem Wotanshut und dem Jupiterbart eines gemessen hinschreitenden Oberlehrers ...
1 «Kommst du endlich, Hans?» sagte Tonio Kröger, der lange auf dem Fahrdamm gewartet hatte; lächelnd trat er dem Freunde entgegen, der im Gespräch mit anderen Kameraden aus der Pforte kam und schon im Begriffe war (уже собрался, совсем уж было собрался), mit ihnen davonzugehen ... «Wieso?» fragte er und sah Tonio an ... «Ja, das ist wahr! Nun gehen wir noch ein bisschen.»
2 Tonio verstummte, und seine Augen trübten sich. Hatte Hans es vergessen, fiel es ihm erst jetzt wieder ein, dass sie heute Mittag ein wenig zusammen spazieren gehen wollten?
3 Und er selbst hatte sich seit der Verabredung beinahe unausgesetzt (беспрерывно; aussetzen - прерывать, приостанавливать) darauf gefreut!
4 «Ja, adieu (пока, ‘чао’, до свидания - франц.), ihr!» sagte Hans Hansen zu den Kameraden. «Dann gehe ich noch ein bisschen mit Kröger.» - Und die beiden wandten sich nach links, indes die anderen nach rechts schlenderten (поплелись, побрели).
1 «Kommst du endlich, Hans?» sagte Tonio Kröger, der lange auf dem Fahrdamm gewartet hatte; lächelnd trat er dem Freunde entgegen, der im Gespräch mit anderen Kameraden aus der Pforte kam und schon im Begriffe war, mit ihnen davonzugehen ... «Wieso?» fragte er und sah Tonio an ... «Ja, das ist wahr! Nun gehen wir noch ein bisschen.»
2 Tonio verstummte, und seine Augen trübten sich. Hatte Hans es vergessen, fiel es ihm erst jetzt wieder ein, dass sie heute Mittag ein wenig zusammen spazieren gehen wollten?
3 Und er selbst hatte sich seit der Verabredung beinahe unausgesetzt darauf gefreut!
4 «Ja, adieu, ihr!» sagte Hans Hansen zu den Kameraden. «Dann gehe ich noch ein bisschen mit Kröger.» - Und die beiden wandten sich nach links, indes die anderen nach rechts schlenderten.
1 Hans und Tonio hatten Zeit, nach der Schule spazieren zu gehen, weil sie beide Häusern angehörten, in denen erst um vier Uhr zu Mittag gegessen wurde. Ihre Väter waren große Kaufleute, die öffentliche Ämter bekleideten (занимали общественные = выборные должности) und mächtig (влиятельны: «могущественны, сильны, мощны») waren in der Stadt. Den Hansens gehörten schon seit manchem Menschenalter (из рода в род, уже не одно поколение) die weitläufigen Holzlagerplätze (обширные склады древесины) drunten am Fluss, wo gewaltige Sägemaschinen (мощные механические пилы) unter Fauchen und Zischen (шипя и свистя; fauchen - шипеть, фыркать) die Stämme zerlegten (распиливали стволы). Aber Tonio war Konsul Krögers Sohn, dessen Getreidesäcke (мешки с зерном) mit dem breiten schwarzen Firmendruck (фирменным клеймом) man Tag für Tag durch die Straßen kutschieren sah (можно было видеть, как их развозили ломовики; die Kutsche - повозка); und seiner Vorfahren großes altes Haus war das herrschaftlichste (был самым барственным; die Herrschaft - господство; die Herrschaften - господа) der ganzen Stadt ... Beständig mussten die Freunde, der vielen Bekannten wegen, die Mützen herunternehmen, ja, von manchen Leuten wurden die Vierzehnjährigen zuerst gegrüßt ...
1 Hans und Tonio hatten Zeit, nach der Schule spazieren zu gehen, weil sie beide Häusern angehörten, in denen erst um vier Uhr zu Mittag gegessen wurde. Ihre Väter waren große Kaufleute, die öffentliche Ämter bekleideten und mächtig waren in der Stadt. Den Hansens gehörten schon seit manchem Menschenalter die weitläufigen Holzlagerplätze drunten am Fluss, wo gewaltige Sägemaschinen unter Fauchen und Zischen die Stämme zerlegten. Aber Tonio war Konsul Krögers Sohn, dessen Getreidesäcke mit dem breiten schwarzen Firmendruck man Tag für Tag durch die Straßen kutschieren sah; und seiner Vorfahren großes altes Haus war das herrschaftlichste der ganzen Stadt ... Beständig mussten die Freunde, der vielen Bekannten wegen, die Mützen herunternehmen, ja, von manchen Leuten wurden die Vierzehnjährigen zuerst gegrüßt ...
1 Beide hatten die Schulmappen (сумки с книгами; die Mappe - папка) über die Schultern gehängt, und beide waren sie gut und warm gekleidet; Hans in eine kurze Seemannsüberjacke (бушлат), über welcher auf Schultern und Rücken der breite, blaue Kragen seines Marineanzuges (матроски) lag, und Tonio in einen grauen Gurtpaletot (пальто с кушаком; der Gurt - пояс, кушак, ремень). Hans trug eine dänische Matrosenmütze mit kurzen Bändern, unter der ein Schopf seines bastblonden Haares hervorquoll (из под которой выбивалась прядь его белокурых волос; der Schopf - вихор, чуб; der Bast - лыко, луб; hervorquellen - вытекать, бить ключом). Er war außerordentlich hübsch und wohlgestaltet (хорошо сложенный, статный), breit in den Schultern und schmal in den Hüften, mit freiliegenden und scharf blickenden stahlblauen Augen. Aber unter Tonios runder Pelzmütze blickten aus einem brünetten und ganz südlich scharf geschnittenen (из тонкого: «острого, резко скроенного, остро вырезанного») Gesicht dunkle und zart umschattete Augen (слегка, чуть заметно: «нежно» оттененные глаза) mit zu schweren Lidern träumerisch und ein wenig zaghaft (робко, нерешительно) hervor ... Mund und Kinn waren ihm ungewöhnlich weich gebildet. Er ging nachlässig (небрежно) und ungleichmäßig (неравномерно, неровно), während Hansens schlanke Beine in den schwarzen Strümpfen so elastisch und taktfest (четко) einherschritten ...
1 Beide hatten die Schulmappen über die Schultern gehängt, und beide waren sie gut und warm gekleidet; Hans in eine kurze Seemanns-Überjacke, über welcher auf Schultern und Rücken der breite, blaue Kragen seines Marineanzuges lag, und Tonio in einen grauen Gurtpaletot. Hans trug eine dänische Matrosenmütze mit kurzen Bändern, unter der ein Schopf seines bastblonden Haares hervorquoll. Er war außerordentlich hübsch und wohlgestaltet, breit in den Schultern und schmal in den Hüften, mit freiliegenden und scharf blickenden stahlblauen Augen. Aber unter Tonios runder Pelzmütze blickten aus einem brünetten und ganz südlich scharf geschnittenen Gesicht dunkle und zart umschattete Augen mit zu schweren Lidern träumerisch und ein wenig zaghaft hervor ... Mund und Kinn waren ihm ungewöhnlich weich gebildet. Er ging nachlässig und ungleichmäßig, während Hansens schlanke Beine in den schwarzen Strümpfen so elastisch und taktfest einherschritten ...
1 Tonio sprach nicht. Er empfand Schmerz. Indem er seine etwas schräg stehenden Brauen zusammenzog und die Lippen zum Pfeifen gerundet hielt, blickte er seitwärts geneigten Kopfes ins Weite. Diese Haltung und Miene war ihm eigentümlich (эта манера держаться и выражение лица были ему свойственны, характерны для него; das Eigentum - владение).
2 Plötzlich schob Hans seinen Arm unter den Tonios und sah ihn dabei von der Seite an, denn er begriff sehr wohl, um was es sich handelte. Und obgleich Tonio auch bei den nächsten Schritten noch schwieg, so ward (= wurde) er doch auf einmal sehr weich gestimmt (мягко настроен = настроение его сразу смягчилось, на душе полегчало).
3 «Ich hatte es nämlich nicht vergessen, Tonio», sagte Hans und blickte vor sich nieder auf das Trottoir, «sondern ich dachte nur, dass heute doch wohl nichts daraus werden könnte (и этого, пожалуй, ничего не выйдет), weil es ja so nass und windig ist. Aber mir macht das gar nichts (но я этого не боюсь, мне это безразлично, наплевать), und ich finde es famos (отлично, чудно), dass du trotzdem auf mich gewartet hast. Ich glaubte schon, du seist nach Hause gegangen, und ärgerte mich ...»
4 Alles in Tonio geriet in eine hüpfende und jubelnde Bewegung (пришло в прыгающее и ликующее движение = каждая жилка радостно затрепетала) bei diesen Worten.