«Einen Brief an den Kommandanten in Truro, Whiffin. Dann brauchen wir Pferde und ein paar gute Leute, die sowohl reiten als auch kämpfen können.»
«Ich habe zum Teil schon vorgesorgt, Hugh. «Seine Mutter beobachtete amüsiert sein Erstaunen.»Pferde und drei von unseren eigenen Leuten warten am Anlegesteg. «Gloag meinte besorgt:»Gott segne Sie, Madam, aber ich habe nicht mehr im Sattel gesessen, seit ich ein kleiner Junge war. «Hugh schnallte bereits seinen Degen um.»Sie bleiben hier. Das ist eine Arbeit für junge Leute. «In einer halben Stunde hatte sich die kleine Gruppe auf dem Steg versammelt: drei Landarbeiter, Hugh und seine beiden Fähnriche und sechs Seeleute, die geschworen hatten, sie könnten so gut reiten wie jeder feine Herr. Zu den letzteren gehörte auch der findige Robins.
Hugh Bolitho musterte sie durch den immer heftiger werdenden Regen.
«Fertig, Leute! Bleibt dicht zusammen!«Er wandte sich um, als ein weiterer Reiter in der Dunkelheit davongaloppierte, der den Brief zu Oberst de Crespigny bringen sollte.
«Und wenn wir diese Teufel finden, möchte ich kein Rachegemetzel erleben. Gerechtigkeit ist es, was wir jetzt brauchen. «Er wendete sein Pferd auf den nassen Pflastersteinen.»Los!»
Außerhalb der Stadt mußten sie wegen des dichten Regens und des schlechten Straßenzustands die Gangart der Pferde verlangsamen. Nach kurzer Zeit stieß ein einsamer Reiter zu ihnen, der eine lange Muskete quer vor sich über dem Sattel hielt. Er sah aus wie das Bild eines alten Kriegers.»Hier entlang, Mr. Hugh, Sir!«Es war Pendrith, der Jagdaufseher.»Ich habe von Ihrem Plan Wind bekommen, Sir. «Es klang, als grinste er.»Dachte, Sie könnten einen alten Waldläufer dabei gebrauchen.»
Schweigend ritten sie weiter, nichts war zu hören als das Trommeln der Hufe auf dem nassen Boden, das Keuchen von Mensch und Tier und das gelegentliche Klirren eines Steigbügels oder Entermessers.
Bolitho dachte an seinen Ritt mit Dancer, als sie zu dem schwach-sinnigen Jungen in der kleinen Bucht geritten waren, wo Tom Morgans Leichnam lag. War es erst wenige Tage her? Es kam ihm vor, als seien es Monate gewesen. Als sie näher an das abgebrannte Dorf kamen, erinnerte sich Bolitho, wie seine Mutter ihn gescholten hatte, weil er als Junge einmal auf einem geliehenen Pony allein dorthin geritten war, nur von einem Hund begleitet. Jetzt hatte sie den Aberglauben als töricht bezeichnet,
doch damals hatte sie anders gesprochen. Die Pferde drängten sich zusammen, als Pendrith abstieg und sagte:»Höchstens noch eine halbe Meile, Sir. Es ist wohl besser, von hier aus zu Fuß zu gehen.»
Hugh sprang aus dem Sattel.»Fesselt die Pferde. Zwei Leute bleiben hier als Wache. «Er zog die Pistole und wischte mit dem Ärmel das Regenwasser davon ab.»Führen Sie uns, Pendrith! Ich bin mehr auf See zu Hause als im Wald. «Bolitho merkte, daß einige Leute über diese Bemerkung lachten. Er lernte immer noch dazu.
Pendrith und ein Knecht führten sie. Es war kein Mond zu sehen, aber eine Lücke im jagenden Gewölk gab kurz den Blick frei auf ein kleines spitzes Dach.
Bolitho flüsterte seinem Freund zu:»Noch heute bauen sie in manchen Dörfern diese kleinen Hexenhäuser. Sie sollen am Dorfeingang die bösen Geister vertreiben. «Dancer bewegte sich unbehaglich in seinen geborgten Sachen und zischte:»Hier haben sie wohl nicht viel Erfolg damit gehabt.»
Pendriths massige Gestalt kam zu ihnen zurückgerannt, Bolitho schien es, als werde er von Gespenstern gejagt. Der Jagdaufseher stieß hervor:»Dort brennt irgendein Feuer, Sir, auf der anderen Seite des Dorfes!»
Er wandte sich wieder um, und jetzt leuchtete sein Gesicht rot auf, als eine gewaltige Feuerzunge himmelwärts stieg und eine Wolke von Funken in die Luft wirbelte.
Einige der Männer schrien entsetzt auf; selbst Bolitho, der an die alten Hexengeschichten gewöhnt war, lief es eiskalt über den Rücken.
Hugh brach durch die Büsche, alle Vorsicht beiseite lassend, und schrie:»Lebhaft, Jungs, sie haben eine der Hütten in Brand gesetzt!»
Als sie die Kate erreichten, brannte sie bereits lichterloh. Ein dichter Funkenregen prasselte auf die geblendeten Leute herab und hinderte sie am Näherkommen.
«Mr. Dancer! Nehmen Sie zwei Mann, und gehen Sie auf die Rückseite!»
Im Licht der sich rasch ausbreitenden Flammen hoben sich die Gestalten der Seeleute und Landarbeiter klar vom Hintergrund der Bäume und Regenschleier ab. Richard Bolitho wickelte sich sein Halstuch um Mund und Nase und trat dann mit voller Wucht gegen die Tür. In diesem Augenblick stürzte polternd das strohgedeckte Dach ein, so daß Funken seine Beine versengten. Pendrith brüllte:»Zurück, Master Richard! Es ist zwecklos!«Bolitho wandte sich ab und sah seinen Bruder in die Flammen starren, unempfindlich gegen Hitze und Funken. Im selben Augenblick wurde ihm alles klar. Hugh sah mit der Hütte all seine Hoffnungen, seine ganze Zukunft in Flammen aufgehen. Die Hütte mußte angezündet worden sein, denn kein normales Feuer hätte sich bei diesem starken Regen so rasch ausbreiten können. Rasch faßte er einen Entschluß. Er warf sich nochmals mit ganzer Kraft gegen die Tür, von dem eisernen Willen getrieben, noch rechtzeitig in die Hütte zu gelangen.