Stoeber Petra Ellen - Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen стр 16.

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Ich nahm den Krug und schenkte mir ein Glas Wasser ein. „Ist das der Grund, warum er nicht von hier weg will?“

Die Haushälterin schöpfte die Suppe in die Teller, und ich fing sofort an gierig zu essen. Ich war hungriger, als ich dachte.

„Kyle tut nichts anderes als ständig rumzumäkeln, dass er von diesem Ort, von dem Haus, von Mr. Mc Laine ordentlich die Nase voll hat, aber vom Weggehen sieht er wohlweislich ab. Wer sonst würde ihm eine Anstellung geben?“

Ich starrte sie über den Tellerrand hinweg neugierig an. „Ist er nicht ein qualifizierter Krankenpfleger?“

Die Mc Millian brach ein Brötchen akribisch in zwei Teile. „Das ist er schon, sicherlich, aber er ist mittelmäßig und faul. Sie können sicherlich nicht sagen, dass er sich hier zu Tode arbeitet. Und oft riecht er nach Alkohol. Damit meine ich nicht, dass er ein Trunkenbold sei, aber ...“ Ihre Stimme ließ ihre Ablehnung deutlich werden.

„Ich liebe dieses Haus“, sagte ich, ohne nachzudenken.

Die Frau war verblüfft. „Wirklich, Miss Bruno?“

Ich senkte meinen Blick auf den Teller, meine Wangen brannten. „Ich fühle mich hier zu Hause“, erklärte ich. Und ich erkannte, dass ich die Wahrheit sagte. Trotz der launischen Höhen und Tiefen meines faszinierenden Schriftstellers fühlte ich mich in diesen Wänden wohl, weit weg von dem erdrückendem Leid meiner Vergangenheit.

Die Mc Millian begann erneut los zu plappern, und erleichtert aß ich den Rest meiner Suppe. Mein Verstand lief zweigleisig und uneben, und das Ziel blieb immer, unvermeidlich, Sebastian Mc Laine. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem unbändigen Drang wieder von ihm zu träumen, und dem Wunsch die Illusionen einfach hinter mir zu lassen.

Ein paar Minuten später, spähte Kyle herein, grimmiger als je zuvor. „Ich hasse Mc Laine von ganzem Herzen“, sagte er.

Die Haushälterin unterbrach ihren Satz, um ihn zu rügen. „Schämen Sie sich, schlecht von dem zu reden, der Ihnen zu essen gibt.“

„Es ist besser vor Hunger zu sterben, als mit ihm zu tun zu haben“, war seine wütende Antwort. Die Bitterkeit in seiner Stimme ließ mich erschaudern. Er war kein treuer Diener, das hatte ich schon erkannt, aber sein Hass war fast fühlbar.

Kyle öffnete den Kühlschrank und nahm sich zwei Dosen Bier. „Gute Nacht, meine sehr verehrten Damen. Ich gehe auf mein Zimmer und feiere meine Scheidung.“ Ein nervöses Zucken ließ seinen rechten Augenwinkel tanzen.

Die Haushälterin und ich schauten uns schweigend an, bis er den Raum verlassen hatte.

„Das war wirklich sehr taktlos gewesen so von dem armen Mr. Mc Laine zu sprechen“, waren ihre ersten Worte. Dann schaute sie mich finster an. „Glauben sie, dass er sich umbringen will?“

Ich lachte los, bevor ich mich zurückhalten konnte. „Er scheint mir nicht gerade der Typ dazu zu sein“ beruhigte ich sie.

„Das ist wahr! Er ist zu oberflächlich, um tiefere Gefühle für jemanden zu hegen“, sagte sie mit Abscheu. Die Sorge um Kyle löste sich auf wie Tau in der Sonne, und sie ging dazu aufzulisten, warum es ihrer Meinung nach besser ist auf dem Land statt in der Stadt zu leben.

Ich half ihr das Geschirr abzuwaschen, und wir zogen uns auf unsere Zimmer zurück. Ich im ersten Stock und sie in einem Raum direkt neben der Küche im Erdgeschoss.

Ich wälzte mich hin und her und es dauerte ziemlich lange bis einschlief, dann fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Am Morgen fühlten sich meine Wangen von den Tränen gehärtet an, die ich nicht erinnerte in der Nacht vergossen zu haben.

In dieser Nacht träumte ich nicht von Sebastian.

Am nächsten Tag war Dienstag und Mc Laine war schon am frühen Morgen verärgert.

„Heute, pünktlich wie die Maurer, wird McIntosh hier antanzen“, sagte er düster. „Ich kann ihn nicht davon abbringen hier zu erscheinen. Ich habe alles versucht. Ich hab ihm gedroht, ich hab ihn gebeten. Es scheint als würde keiner meiner Versuche zu ihm durchdringen. Der ist noch schlimmer als ein Geier.“

„Vielleicht will er ja nur sicherstellen, dass es Ihnen gut geht“, sagte ich, eigentlich nur um überhaupt etwas zu sagen.

Er haftete seinen Blick auf meine Augen, dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Melisande Bruno, du bist eine ... Der liebe McIntosh kommt, weil er es für seine Pflicht hält, nicht weil er eine besondere Zuneigung für mich empfindet.“

„Pflicht? Ich verstehe nicht ... Meiner Meinung nach ist seine alleinige Absicht, Sie zu untersuchen. Er muss ein gewisses Interesse daran haben“, sagte ich hartnäckig.

Mc Laine verzog das Gesicht. „Meine liebe ... Du wirst doch nicht eine von denen sein, die so naiv sind zu glauben, dass alles ist, wie es scheint? Es ist nicht alles schwarz oder weiß, es gibt es auch grau, nur um eine von vielen zu nennen.“

Ich antwortete nicht, was sollte ich sagen? Dass er die Wahrheit über mich erfahren hat? Dass es für mich wirklich nichts anderes als weiß und schwarz gibt, und zwar so viel, dass es einem schlecht davon wird.

„McIntosh hat Schuldgefühle wegen des Unfalls und denkt mit seinen regelmäßigen Besuchen würde er somit Buβe tun, auch wenn mir das nicht gefällt“, fügte er hämisch hinzu.

„Schuldgefühle?“ wiederholte ich. „Inwiefern?“

Ein Blitz erleuchtete das Fenster hinter ihm, gefolgt von tosendem Donner. Er sah sich nicht um, als ob er seine Augen nicht von den Meinen lösen könnte.

„Da zeichnet sich sintflutartiger Regen ab. Vielleicht wird dies McIntosh davon abhalten, heute zu kommen.“

„Das bezweifle ich. Das ist nur ein Sommergewitter. Eine Stunde und alles ist vorbei“, sagte er pragmatisch.

Er sah mich mit einem so intensiven Blick an, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Er war ein seltsamer Mann, aber mit so viel Ausstrahlung, die alle anderen Fehler in den Schatten stellen.

„Möchten Sie, dass ich die restlichen Regale aufräume?“ fragte ich nervös, um seinem festen Blick zu entkommen.

„Hast du letzte Nacht gut geschlafen, Melisande?“

Die Frage überraschte mich. Er sprach mit einem lockeren Ton, in dem allerdings eine gewisse Dringlichkeit lag, die mir eine ehrliche Antwort abforderte.

„Nicht besonders“.

„Keine Träume?“ Seine Stimme war hell und klar wie das Wasser eines ruhigen Flusses und ich ließ mich von dem erfrischenden Strom mitreißen.

„Nein, heute Nacht nicht.“

„Wolltest du träumen?“

„Ja“, antwortete ich beschwingt. Unser Gespräch war surreal, aber ich war bereit, es unendlich weiterzuführen.

„Vielleicht wird es wieder geschehen. Die Stille dieses Ortes ist ideal, um sich in Träume zu schaukeln“, sagte er kühl. Er wendete sich wieder seinem Computer zu und hatte mich schon vergessen.

Phantastisch, dachte ich mir und fühlte mich gedemütigt. Er hatte mir, wie einem Hund, einen Knochen zugeworfen, und ich war so dumm gewesen, ihn sofort zu ergreifen, als wenn verhungern müsste. Und ich war wirklich hungrig. Hungrig nach unseren Blicken, nach unseren intensiven Verständnis, nach seinen unerwarteten Lächeln.

Ich beugte mich wieder über meine Arbeit. In diesem Moment dachte ich an Monique. Sie verstand es Männern den Kopf zu verdrehen, sie in einem Netz aus Lügen und Träumen zu fangen, ihre Aufmerksamkeit mit vollendetem Geschick zu gewinnen. Ich hatte sie einmal gefragt, wie sie die Kunst der Verführung gelernt hätte. Zuerst antwortete sie. „Das kann man nicht lernen, Melisande. Oder man hat’s oder man kann nur davon träumen.“ Dann drehte sie sich zu mir um und ihr Gesichtsausdruck war etwas weicher geworden. „Wenn du erst mal in mein Alter kommst, dann wirst du schon wissen, was zu tun ist, du wirst schon sehen.“

Jetzt war ich dem besagten Alter, und ich stand noch schlechter da als zuvor. Meine männlichen Bekanntschaften waren immer sporadisch und von kurzer Dauer gewesen. Jeder Mann präsentierte mir immer die gleichen Fragen: Wie heißt du? Was arbeitest du? Was für ein Auto hast du? Sobald sie erfuhren, dass ich keinen Führerschein besaß, beobachteten sie mich wie ein seltenes Tier, als ob ich an einer schrecklichen ansteckenden Krankheit leiden würde. Und ganz bestimmt legte ich gewisse Vertraulichkeiten nicht auf den Tisch.

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