Stoeber Petra Ellen - Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen стр 12.

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Die Musik hörte auf, feurig und mitreißend.

Wir öffneten die Augen im gleichen Augenblick. Seine spiegelten die übliche Kälte wieder. Meine waren beschlagen und schläfrig.

„Das Buch wird so nichts“ verfügte er. „Lassen Sie den Plattenspieler verschwinden, Melisande. Ich würde gern ein wenig schreiben, oder besser gesagt, alles neu schreiben.“

Er wendete sich mit einem strahlenden Lächeln an mich. „Die Idee mit der Musik war brillant. Danke.“

„Aber ich denke ... Ich habe doch nichts Besonderes getan“, stammelte ich, wich seinem Blick und jenen Tiefen aus, in denen ich regelmäßig Gefahr lief, mich zu verlieren.

„Nein, sie haben wirklich nichts Besonderes getan“, gab er zu, und meine Moral sank in den Keller, weil er mich auf so schnelle Weise verabschiedet hatte. „Sie sind das Besondere, Melisande. Sie, nicht das, was Sie sagen oder tun.“

Sein Blick kreuzte den meinen, fest entschlossen, ihn, wie üblich, zu erfassen. Er hob die Augenbrauen, mit dieser Ironie, die ich mittlerweile so gut kannte.

„Danke, Sir“, antwortete ich zerknirscht.

Er lachte, als ob ich einen Witz erzählt hätte. Ich verübelte es ihm nicht. Er fand mich amüsant. Immerhin, besser als nichts. Ich dachte an unser Gespräch vor ein paar Tagen zurück, als er mich fragte, ob ich aus Liebe meine Beine oder meine Seele gegeben hätte. Ich antwortete damals, dass ich nie geliebt hatte, und deshalb nicht wüsste, wie ich gehandelt hätte. Jetzt wurde mir bewusst, dass ich diese Fangfrage jetzt vielleicht beantworten könnte.

Er zog den Computer vor sich und begann zu schreiben, und schloss mich aus seiner Welt aus. Ich nahm meine Arbeit wieder auf, obwohl mein Herz aufs Heftigste flatterte. Mich in Sebastian Mc Laine zu verlieben glich einem Selbstmord. Und ich hatte keine Ambitionen ein Selbstmordattentäter zu werden. Richtig? Ich war ein Mädchen mit gesundem Menschenverstand, praktisch, vernünftig, das nicht in der Lage war, zu träumen. Nicht einmal mit offenen Augen. Oder zumindest war es bisher so gewesen, musste ich mich selbst korrigieren.

„Melisande?“

„Ja, Sir?“ Ich drehte mich zu ihm, und war darüber erstaunt, dass er mit mir gesprochen hatte. Wenn er mit dem Schreiben begann, vergaß er alles und alle um sich herum.

„Ich habe Lust auf Rosen“, sagte er und deutete auf die leere Vase auf dem Schreibtisch. Bitten Sie bitte Millicent sie zu füllen.“

„Natürlich, Sir.“ Ich packte die Keramikvase mit beiden Händen. Ich wusste, wie schwer sie war.

„Rote Rosen“ präzisierte er. „Wie dein Haar.“

Ich wurde rot, auch wenn nichts Romantisches in dem war, was er gesagt hatte.

„Wie Sie wünschen, Sir.“

Ich konnte fühlen, wie sein Blick meinen Rücken durchdrang während ich vorsichtig die Tür vorsichtig öffnet und in den Flur trat. Ich ging ins Erdgeschoss hinunter mit der Vase fest in den Händen.

„Mrs. Mc Millian? Hallo?“ Es war keine Spur von der älteren Haushälterin zu finden und dann erinnerte ich mich entfernt an etwas, aber es war zu schwach, um es greifen zu können. Die Gouvernante hatte mir beim Frühstück etwas gesagt… über ihren freien Tag ... Hatte sie sich auf heute bezogen? Schwer zu sagen. Die Mc Millian war eine Quelle von verwirrenden Informationen, und nur selten gelang es mir, ihr von Anfang bis zum Ende zuzuhören. Auch in der Küche war kein Zeichen von ihr. Untröstlich stellte ich die Vase auf den Tisch neben eine Schale mit frischem Obst.

Wundervoll. Ich stellte fest, dass nun ich diejenige sei, die die Rosen im Garten auszuwählen hatte. Eine Aufgabe, die jenseits meiner Fähigkeiten lag. Es wäre einfacher, eine Wolke zu ergreifen und mit ihr Walzer zu tanzen.

Mit einem eindringlichen Brummen in den Ohren, und dem Gefühl einer bevorstehenden Katastrophe, ging ich hinaus. Der Rosengarten lag vor mir, brennend wie ein Feuer aus Blütenblättern. Rot, gelb, rosa, weiß, sogar blau. Schade, dass ich in schwarz und weiß lebte, in einer Welt, wo alles nur Schatten war. In einer Welt, wo Licht etwas Unerklärliches war, etwas Unbestimmtes, etwas Verbotenes. Ich konnte nicht einmal davon träumen, Farben zu unterscheiden, weil ich nicht wusste, was sie eigentlich waren. Und das von Geburt an.

Ich tat einen unsicheren Schritt in Richtung Rosengarten, meine Wangen glühten. Ich musste eine Ausrede erfinden, um meine Rückkehr nach oben ohne Blumen zu rechtfertigen. Es war eine Sache zwischen zwei Schachteln auszuwählen, aber eine andere gleichfarbige Rose zu schneiden. Rot. Wie ist rot? Wie sollte man sich etwas vorstellen, das man noch nie, nicht einmal in einem Buch, gesehen hatte?

Ich trat auf eine abgebrochene Rose. Ich beugte, um sie aufzuheben, sie war welk, schlaff in ihrem Pflanzentod, aber sie dufteten noch immer.

„Was machst du hier?“

Ich schob die Haare wirsch aus der Stirn, und bedauerte zutiefst, dass ich sie nicht in den üblichen Dutt gebunden hatte. Sie waren lange im Nacken und bereits schweißgetränkt.

„Ich soll Rosen für Mr. Mc Laine pflücken“, antwortete ich lakonisch.

Kyle lächelte mich mit dem gewohnt irritierenden süffisanten Lächeln an. „Brauchst du Hilfe?“

Mit diesen einfach so dahingesagten leeren und scheinheiligen Worten tat sich für mich ein Fluchtweg auf, eine unerwartete Lösung des Problems, die es sogleich festzuhalten galt.

„Eigentlich solltest du das tun, aber du warst ja nirgendwo zu finden. Wie üblich“, sagte ich bissig.

Ein Schauer huschte über sein Gesicht. „Ich bin kein Gärtner. Ich arbeite eh schon zu viel.“

Bei dieser Erklärung konnte ich ein Lachen nicht verhindern. Ich hielt eine Hand vor den Mund, so als ob ich die Heiterkeit abschwächen wollte.

Er starrte mich wütend an. „Das ist die Wahrheit. Wer hilft ihm sich zu waschen, anzuziehen, zu bewegen?“

Der Gedanke an einen nackten Sebastian Mc Laine rief fast einen Kurzschluss in mir hervor. Ihn waschen, anziehen ... das waren Aufgaben, die ich sehr gerne übernommen hätte. Der folgende Gedanke, dass dies nie meine Angelegenheit sein würde, ließ mich säuerlich antworten.

„Aber für die meiste Zeit des Tages hast du frei. Natürlich, du stehst zur Verfügung, wirst aber selten gestört“, legte ich noch oben drauf. „Komm schon und hilf mir.“

Er entschloss sich mir zu helfen, auch wenn er noch verärgert war. Ich drückte ihm die Schere in die Hand und sagte lächelnd. „Rote Rosen.“

„Wie Sie wünschen“, grummelte er und machte sich an die Arbeit.

Als endlich der Strauß fertig war, begleitete ich ihn in die Küche, wo wir die Vase holten. Es schien mir praktischer und einfacher zu sein, die Aufgabe unter uns aufzuteilen. Er würde den Keramiktopf tragen und ich die Blumen.

Mc Laine schrieb noch mit ganzem Eifer. Er hielt erst inne, als er uns zusammen eintreten sah.

„Jetzt verstehe ich, warum du so lange gebraucht hast“, zischte er mich an.

Kyle verabschiedete sich schnell, nachdem er die Vase ungelenk auf dem Schreibtisch platziert hatte. Einen Moment lang befürchtete ich, dass sie umkippen würde. Er war schon weg, als ich mich daran machte die Rosen in der Vase anzuordnen.

„War das eine so schwierige Aufgabe, dass du jemand um Hilfe bitten musstest?“ fragte er, und seine Augen funkelten vor unkontrollierter Wut.

Ich schnappte nach Luft wie ein Fisch, der dummerweise den Köder angebissen hatte. „Die Vase war ziemlich schwer“, entschuldigte ich mich. „Das nächste Mal nehme ich sie nicht mit.“

„Sehr weise.“ Seine sanfte Stimme war trügerisch. In Wahrheit glich er mit seinem Gesicht, das von einem Zweitagebart überschattet war, einem bösen Dämon, der aus der Unterwelt aufgestiegen war, um mich zu schikanieren.

„Ich habe Mrs. Mc Millian nicht gefunden“, beharrte ich. Ein Fisch, der sich noch immer an den Köder klammerte und nicht verstanden hatte, dass er am Haken hing.

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