Ремарк Эрих Мария - Drei Kameraden / Три товарища. Книга для чтения на немецком языке стр 12.

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»Alles schon vorbereitet, Lilly?« fragte ich.

Sie nickte. »Die Aussteuer hatte ich ja schon lange.«

»Wunderbare Aussteuer«, sagte Rosa. »Fehlt aber auch nicht ein Spitzendeckchen.«

»Wozu braucht man denn Spitzendeckchen?« fragte ich.

»Na hör mal, Robby!« Rosa sah mich so vorwurfsvoll an, daß ich rasch erklärte, ich wüßte es schon. Spitzendecken – gehäkelte Möbelschoner, natürlich, sie waren das Symbol kleinbürgerlicher Behaglichkeit, das geheiligte Symbol der Ehe, des verlorenen Paradies. Sie waren ja alle keine Huren aus Temperament; sie waren Gescheiterte der bürgerlichen Existenz. Ihre geheime Sehnsucht war das Ehebett; nicht das Laster. Aber das hätten sie nie eingestanden.

Ich setzte mich ans Klavier. Rosa hatte schon darauf gewartet. Sie liebte Musik wie alle diese Mädchen. Ich spielte zum Abschied noch einmal alle ihre und Lillys Lieblingsschlager. Zu Anfang das »Gebet einer Jungfrau«. Der Titel war zwar nicht ganz angebracht für das Lokal, aber es war auch nur ein Bravourstück mit viel Geklimper. Dann folgte »Der Vöglein Abendlied«, das »Alpenglühen«, »Wenn die Liebe stirbt«, »Die Millionen des Harlekin« und zum Schluß »Nach der Heimat möcht’ ich wieder«. Das liebte Rosa besonders. Huren sind ja das Härteste und Sentimentalste zugleich. Alle sangen es mit. Der schwule Kiki die zweite Stimme.

Lilly brach auf. Sie mußte ihren Bräutigam abholen. Rosa küßte sie herzhaft ab. »Mach’s gut, Lilly. Laß dich nicht unterkriegen!«

Beladen mit Geschenken ging sie davon. Weiß der Henker, sie hatte ein ganz anderes Gesicht als früher. Die harten Linien, die sich bei jedem eingraben, der mit der menschlichen Gemeinheit zu tun hat, waren weggewischt; das Gesicht war weicher geworden, es hatte wahrhaftig wieder etwas von einem jungen Mädchen.

Wir standen vor der Tür und winkten Lilly nach. Mimi fing plötzlich an zu heulen. Sie war selbst mal verheiratet gewesen. Ihr Mann war im Kriege an Lungenentzündung gestorben. Wäre er gefallen, hätte sie eine kleine Rente gehabt und nicht auf die Straße müssen. Rosa klopfte ihr auf den Rücken. »Na, Mimi, nur nicht weich werden! Komm, wir trinken noch einen Schluck Kaffee.«

Die ganze Gesellschaft kehrte in das dunkle International zurück, wie eine Schar Hühner in den Stall. Aber es kam keine rechte Stimmung mehr auf. »Spiel uns noch einen zum Schluß, Robby!« sagte Rosa. »Zum Aufmuntern.«

»Schön«, erwiderte ich. »Wollen wir mal den >Alten Kameradenmarsch< ‘runterhauen.«

Dann verabschiedete ich mich auch. Rosa steckte mir noch ein Paket Kuchen zu. Ich schenkte es Muttchens Sohn, der draußen bereits den abendlichen Wurstkessel aufbaute.

Ich überlegte, was ich machen sollte. In die Bar wollte ich auf keinen Fall; in ein Kino auch nicht; in die Werkstatt? Unschlüssig sah ich nach der Uhr. Es war acht. Jetzt mußte Köster wieder zurück sein. Wenn er da war, konnte Lenz nicht wieder stundenlang über das Mädchen reden. Ich ging hin.

In der Bude war Licht. Nicht nur in der Bude – auch der ganze Hof war überflutet. Köster war allein da. »Was ist denn hier los, Otto?« fragte ich. »Hast du vielleicht den Cadillac verkauft?«

Köster lachte. »Nein. Gottfried hat nur ein bißchen illuminiert.«

Beide Scheinwerfer des Cadillac brannten. Der Wagen war so geschoben, daß die Lichtgarben durch das Fenster in den Hof fielen, mitten auf den weißblühenden Pflaumenbaum. Es sah wunderbar aus, wie er so kreidig dastand. Die Dunkelheit zu beiden Seiten schien wie ein schwarzes Meer zu rauschen.

»Großartig«, sagte ich. »Wo ist er denn?«

»Er holt was zu essen.«

»Glänzende Idee. Fühle mich so ein bißchen windig. Kann aber sein, daß es bloß Hunger ist.«

Köster nickte »Essen ist immer gut. Hauptgesetz aller alten Krieger. Ich habe heute nachmittag auch was Windiges gemacht. Habe Karl zum Rennen gemeldet.«

»Was?« sagte ich. »Etwa zum Sechsten?«

Er nickte.

»Verdammt noch mal, Otto, da starten doch allerlei Kanonen.«

Er nickte wieder. »In der Sportwagenklasse Braumüller.«

Ich krempelte mir die Ärmel auf. »Dann ‘ran, Otto! Große Ölwäsche für unsern Liebling.«

»Halt«, rief der letzte Romantiker, der gerade hereinkam, »erst futtern!« Er packte das Abendbrot aus – Käse, Brot, steinharte Räucherwurst und Sprotten. Dazu tranken wir gut gekühltes Bier. Wir aßen wie eine Kolonne ausgehungerter Drescher. Dann gingen wir Karl zu Leibe. Zwei Stunden arbeiteten wir an ihm herum und kontrollierten und schmierten alle Lager. Hinterher aßen Lenz und ich zum zweitenmal Abendbrot. Gottfried beleuchtete jetzt auch den Ford. Durch Zufall war bei dem Zusammenstoß einer der Scheinwerfer heil geblieben. Der starrte nun von dem hochgebogenen Chassis schräg hinauf in den Himmel.

Lenz drehte sich zufrieden um. »So, Robby, nun hol mal die Flaschen. Wir wollen das >Fest des blühenden Baumes< feiern.«

Ich stellte den Kognak, den Gin und zwei Gläser auf den Tisch.

»Und du?« fragte Gottfried.

»Ich trinke nichts.«

»Was? Warum nicht?«

»Weil ich keine Lust zu dieser verdammten Sauferei mehr habe.«

Lenz betrachtete mich eine Weile. »Unser Kind ist übergeschnappt, Otto«, sagte er dann zu Köster.

»Laß ihn doch, wenn er nicht will.«

Lenz schenkte sich sein Glas voll. »Der Junge ist schon seit einiger Zeit etwas verrückt.«

»Ist noch nicht das Schlechteste«, erklärte ich.

Der Mond kam groß und rot hinter dem Dach der Fabrik gegenüber hervor. Wir saßen eine Weile und schwiegen. »Sag mal, Gottfried«, begann ich dann, »du bist doch ein Fachmann in der Liebe, nicht?«

»Fachmann? Ich bin der Altmeister der Liebe«, erwiderte Lenz bescheiden.

»Schön. Ich möchte nämlich mal wissen, ob man sich eigentlich dabei immer blödsinnig benimmt.«

»Wieso blödsinnig?«

»Na so, als ob man halb trunken ist. Herumredet und Unsinn quatscht und schwindelt.«

Lenz brach in ein Gelächter aus. »Aber Baby! Das Ganze ist doch Schwindel. Ein wunderbarer Schwindel von Mama Natur. Schau dir den Pflaumenbaum an! Er schwindelt auch gerade. Macht sich schöner, als er nachher ist. Es wäre ja scheußlich, wenn Liebe was mit Wahrheit zu tun hätte. Gott sei Dank, alles können die verdammten Ethiker doch nicht unterjochen.«

Ich richtete mich auf. »Du meinst, ohne etwas Schwindel geht’s überhaupt nicht?«

»Überhaupt nicht, Kindchen.«

»Kann man sich aber doch verflucht lächerlich durch machen.«

Lenz grinste. »Merke dir eins, Knabe: Nie, nie, nie kann man sich lächerlich bei einer Frau machen, wenn man etwas ihretwegen tut. Selbst beim albernsten Theater nicht. Mach, was du willst – steh kopf, rede den dümmsten Quatsch, prahle wie ein Pfau, singe vor ihrem Fenster, nur eins tu nicht; sei nicht sachlich! Nicht vernünftig!«

Ich wurde lebendig. »Was meinst du dazu, Otto?«

Köster lachte. »Wird wohl stimmen.«

Er stand auf und klappte Karls Motorhaube auf. Ich holte meine Rumflasche und ein Glas und stellte sie auf den Tisch. Otto ließ den Wagen an. Der Motor schlurfte ganz tief und verhalten. Lenz hatte die Füße auf der Fensterbank und starrte hinaus. Ich setzte mich neben ihn. »Warst du schon mal betrunken, wenn du mit einer Frau zusammen warst?«

»Oft«, erwiderte er, ohne sich zu rühren.

»Und?«

Er sah mich aus schrägen Augen an. »Du meinst, wenn man dann was verboxt hat? Nie entschuldigen, Baby. Nie reden. Blumen schicken. Ohne Brief. Nur Blumen. Die decken alles zu. Sogar Gräber.«

Ich sah ihn an. Er rührte sich nicht. Seine Augen glitzerten im Widerschein des weißen Lichtes draußen. Der Motor lief immer noch, leise grollend, als bebe unter uns die Erde.

»Könnte nun eigentlich ruhig etwas trinken«, sagte ich und machte die Flasche auf.

Köster stellte den Motor ab. Dann wandte er sich an Lenz.

»Der Mond ist jetzt hell genug, um ein Glas zu finden, Gottfried. Mach die Illumination aus. Besonders den Ford. Das Biest erinnert mich mit dem schrägen Scheinwerfer an den Krieg. War kein Spaß nachts, wenn die Dinger nach dem Flugzeug langten.«

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