Шарль Перро - Gänsemütterchens Märchen стр 3.

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»Du mußt sterben, Weib,« sagte er, »auf der Stelle!«

»Wenn ich sterben muß,« so flehte sie, indem sie ihn mit tränenvollen Augen ansah, »so gebt mir noch ein wenig Zeit, um zu beten!«

»Ich gebe dir eine halbe Viertelstunde,« erwiderte Blaubart, »aber nicht einen Augenblick mehr.«

Als sie allein war, rief sie ihre Schwester und sagte zu ihr: »Schwester Anne (so hieß diese), ich bitte dich, steige hinauf auf die Spitze des Turmes und halte Ausschau, ob meine Brüder noch nicht kommen. Sie haben mir versprochen, mich heute zu besuchen; wenn du sie siehst, gib ihnen ein Zeichen, damit sie eilen.«

Die Schwester Anne stieg auf die Spitze des Turmes, und die Arme rief in ihrer Angst von Zeit zu Zeit hinauf:

»Anne, Schwester Anne, siehst du nichts kommen?«

Und die Schwester Anne antwortete:

»Ich sehe nichts als Sonnenstaub und Gräsergrün.«

Währenddessen hielt Blaubart ein großes Messer in seiner Hand und schrie aus Leibeskräften:

»Steige sofort herab, oder ich komme dich holen!«

»Noch einen Augenblick«, bat seine Frau und rief leise:

»Anne, Schwester Anne, siehst du nichts kommen?«

Und die Schwester Anne antwortete:

»Ich sehe nichts als Sonnenstaub und Gräsergrün!«

»Steige sofort herab,« schrie Blaubart, »oder ich komme dich holen!«

»Ich komme«, antwortete seine Frau.

Und dann rief sie:

»Anne, Schwester Anne, siehst du nichts kommen?«

»Ich sehe,« erwiderte die Schwester Anne, »eine große Staubwolke, die von dieser Seite kommt.«

»Sind es meine Brüder?«

»Ach nein, meine Schwester, es ist nur eine Schafherde.«

»Willst du nicht herunterkommen?« schrie Blaubart.

»Noch einen kleinen Augenblick«, bat seine Frau.

Und dann rief sie:

»Anne, Schwester Anne, siehst du nichts kommen?«

»Ich sehe,« erwiderte diese, »zwei Reiter, die von dort herkommen, aber sie sind noch weit entfernt.« Gleich darauf rief sie: »Gott sei gelobt, es sind die Brüder. Ich gebe ihnen Zeichen, so gut ich kann, damit sie eilen.«

Blaubart fing an, so laut zu schreien, daß das ganze Haus zitterte, und die arme Frau stieg hinab und warf sich ihm tränenüberströmt mit aufgelösten Haaren zu Füßen.

»Das nützt nichts,« sagte Blaubart, »du mußt sterben.«

Dann packte er sie mit der einen Hand bei den Haaren und erhob mit der anderen das große Messer, um ihr den Hals abzuschneiden.

Das arme Weib wandte sich ihm zu, sah ihn mit todesängstlichen Augen an und bat um einen Augenblick, damit sie sich sammele.

»Nein, nein!« schrie er, »empfiehl dich deinem Gott!« dann hob er den Arm und ...

In demselben Augenblick pochte jemand so heftig an das Tor, daß Blaubart innehielt. Man öffnete, und sogleich sah man zwei Ritter, die mit Degen in den Händen eintraten und sich geradewegs auf Blaubart stürzten.

Er erkannte, daß es die Brüder seiner Frau waren der eine war Dragoner, der andere Musketier und ergriff die Flucht, um sich in Sicherheit zu bringen. Aber die Brüder verfolgten ihn so schnell, daß sie ihn einholten, bevor er noch die Freitreppe erreicht hatte. Sie stießen ihm ihren Degen mitten durch den Leib und ließen ihn tot liegen. Die arme Frau war fast ebenso tot wie ihr Gatte; sie hatte nicht mehr die Kraft sich aufzurichten, um ihre Brüder zu umarmen.

Es stellte sich heraus, daß Blaubart keine Erben hatte, und so blieb seine Frau Herrin aller seiner Güter. Einen Teil verwendete sie dazu, ihre Schwester Anne mit einem jungen Edelmanne zu verheiraten, den diese schon seit langem liebte; mit einem anderen Teile kaufte sie ihren beiden Brüdern Hauptmannsstellen; das übrige brachte sie selbst einem rechtschaffenen Manne mit in die Ehe, der sie bald die schlechte Zeit vergessen ließ, die sie mit Blaubart verbracht hatte.

Moral:

Die Neugier ist die allerschlimmste Plage;
Sie reizt den Wunsch und bringt dann böse Pein.
Man sieht das tausendmal an einem Tage.
Der Drang zum Neuen ist zwar stark, allein
Das Wissen selbst enttäuscht, und jedes Mal
Ist die gerechte Strafe: bittre Qual.

Die Fee

Es war einmal eine Witwe, die hatte zwei Töchter. Die älteste glich ihr von Ansehn und Wesen so sehr, daß ein jeder, der sie sah, die Mutter zu sehen glaubte: sie waren alle beide so unausstehlich und so hochmütig, daß man nicht mit ihnen zusammen leben konnte. Die jüngere, in ihrer Sanftmut und Rechtschaffenheit das wahre Ebenbild ihres verstorbenen Vaters, war eines der schönsten Mädchen, das man je zu Gesicht bekam. Wie man natürlich immer seinesgleichen liebt, so war die Mutter wie vernarrt in ihre älteste Tochter; aber gegen die jüngere hegte sie eine schreckliche Abneigung. Sie ließ sie in der Küche essen und ohne Unterbrechung arbeiten.

Unter anderem mußte das arme Kind zweimal am Tage eine gute halbe Meile weit Wasser holen, jedes Mal einen großen Krug voll. Eines Tages, als sie wieder bei dem Brunnen war, kam eine arme Frau zu ihr, die bat um einen Schluck Wasser.

»Gern, mein Mütterchen«, sagte das gute Kind, spülte sogleich den Krug aus, schöpfte an der schönsten Stelle des Brunnens und reichte ihr den Trunk, wobei sie immer den Krug unterstützte, um ihr das Trinken zu erleichtern. Als die gute Frau getrunken hatte, sagte sie:

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