Джабраил Муслимович Мурдалов - Кавказ и Чечня  обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler стр 27.

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Die Haut des blonden Tschetschenen ist zart und fein, wundervoll der Teint zuweilen bei jungen Mädchen. Bei Männern ist das Gesicht von Wind und Wetter gerötet, nicht gebräunt, ein Umstand, der besonders für die nordische Rasse kennzeichnend ist. Der Leib aber hat weiße Hautfarbe im besten Sinne. Ich konnte das einmal in Mälchisti beobachten. Eine Anzahl von Kisten war damit beschäftigt, Holz den Argun hinunter zu flößen, d. h. lose Stämme, die sie, selbst im Wasser stehend, mit langen Stangen in den nervigen Fäusten zwischen den gischtumsprüchten Felsblöken hindurchbugsierten. Obwohl sie völlig unbekleidet waren, genierten Kolonne. Die waldigen Hänge, der rauschende Bergstrom und die unverhüllten Reckengestalten der Flößer boten damals eine Szenerie von seltener Romantik, die mir ständig in Erinnerung geblieben ist, grade weil ihr ein ausgesprochen nordischer Zug nicht fehlte. Dergleichen günstige Gelegenheiten haben sich mir im übrigen mohammedanischen Kaukasus nicht wieder geboten; eine starke Prüderie hindert hier die Männer, sich unbekleidet zu zeigen. Umgekehrt ist ihnen auch der Anblick des wenn auch nur teilweise entblößten Körpers eines anderen unangenehm; ich mußte das mehrfach konstatieren, als ich im Winter 1919/20 einen Monat lang schwer krank in einem Hause in Botlich (Andisches Daghestan) lag; ich konnte damals keinen der Männer dazu bewegen, mir irgendwie behilflich zu sein und sowie ich Anstalten machte, mich einmal zu erheben, verließ alles trotz meines Gegenredens fluchtartig das Gemach. Ich glaube nicht, daß das auf irgendwelchen Aberglauben, etwa Furcht vor Ansteckung, zurückzuführen war.

Die freieren Auffassungen der Tschetschenen spiegeln sich auch in der freieren Stellung der Frau wieder, die unverschleiert geht und offen mit den Männern sprechen darf, was man im inneren Daghestan kaum jemals beobachten kann.

Um den Gesamteindruck des blonden Tschetschenen verständlicher darzustellen, möchte ich ihn vergleichen mit blonden Nordeuropäern. S. Paudler hat in seinem Werk über die hellfarbigen Rassen scharf unterschieden zwischen der dalischen Cro-Magnon-Rasse und der gewöhnlichen langköpfigen, blonden Nordrasse. Von beiden kommt für einen Vergleich nur die letztere in Frage. Die blonden Kaukasier ähneln ihr in der größeren Weichheit und Glattheit der Linien, den volleren Lippen und im runderen Schnitt der Augenöffnung. Die herben, harten Holzschnittgesichter, wie man sie etwa bei Westfalen häufig sieht, fehlen nach meinen Beobachtungen, ganz zu schweigen von den bei Paudler veröffentlichen extrem-dalischen Typen aus Skandinavien. Sie kommen auch meines Wissens bei anderen Kaukasusvölkern kaum vor.

Ein Vergleich mit den hellen nordwesteuropäischen Langkopfrassen kann aber nur bezüglich der Farben und der Form des Gesichtes durchgeführt werden. Im Schädelbau unterscheiden sich die blonden Tschetschenen nämlich nicht von ihren dunkleren Stammesgenossen. Hier wie dort derselbe kurze steile Schädel, auch dieselbe Adlernase. Der Mann in der Mitte von Abb. 8 vereinigte alle Farbenmerkmale des hellen Schlages in sehr reiner Form in sich, war über 1,80 m groß, hatte aber dabei einen selbst für tschetschenische Verhältnisse kurzen und hohen Kopf. Längere Schädel mit geringer Hinterhauptswölbung kommen vor, sind aber genau so auch bei dunkelhaarigen und äugigen zu finden. Sie erreichen jedoch nie das Ausmaß des normalen nordischen Langschädels. Nichtsdestoweniger machen hochgewachsene blonde Tschetschenen mit ihren langen, schmalen Gesichtern und in ihrem ganzen Auftreten tatsächlich durchaus den Eindruck von blonden Nordländern.

In Maisti und Mälchisti lassen sich Schädelbeobachtungen sehr leicht anstellen, da man in dortigen Totenhäusern Schädel in großer finden kann. Ich fand auch dort keine Langschädel; freilich habe ich keine Messungen vorgenommen, sondern nur nach dem Augenmaß geschätzt.

Dieser schlank gewachsene, kurzköpfige und großnasige Menschenschlag, der also sowohl in dunkler wie auch in heller Komplexion auftritt, überwiegt unter den Tschetschenen so stark, daß die noch vorhandenen anderen Rassenbestandteile das Gesamtbild nicht wesentlich abändern können. Der wichtigste von diesen ist ein Typ, der dem alpinen gleichkommt. Es handelt sich also um meist dunkle, kurzgewachsene Menschen mit plumpem Körper- und Schädelbau. Abb. 5 u. 6 zeigt einen Vertreter dieser Rasse, der aber verhältnismäßig regelmäßige Gesichtszüge, insbesondere eine ziemlich feine Nase aufweist, während die Gesichter im allgemeinen eher unschön wirken. Soweit meine Beobachtungen reichen, scheint dem alpinen Tschetschenen das Rundliche, Volle zu fehlen, das den Alpinen Mittel- und Westeuropas gewöhnlich kennzeichnet. Der Körper ist eher straff und kantig, was vielleicht durch die Lebensweise mit bedingt ist. Ich kann nicht sagen, daß ich zwischen diesem und dem hochgewachsenen Typus in bedeutender Menge Mischtypen angetroffen hätte. Beide existieren vielmehr unvermittelt nebeneinander. Ich entsinne mich nicht, einen großgewachsenen Tschetschenen getroffen zu haben, der einen massigen Kopf mit kurzer Nase und flachem Profil gehabt hätte oder umgekehrt einen kurz und untersetzt gebauten, mit vorderasiatischer Schädel- und Gesichtsbildung. Die beiden Männer von Abb. 5 u. 6 sind im Sitzen aufgenommen und erscheinen daher groß. In Wirklichkeit war der Vorderasiat rechts gut einen Kopf größer als der Alpine links.

Unbedeutend erscheint mir der Anteil der das russische Volk hauptsächlich aufbauenden Ostrasse. Von ausgesprochen mongolischen Rassenmerkmalen, die ja bei der früheren Nachbarschaft der Kalmüken und der jetzigen der Nogaier immerhin möglich wären, habe ich ebenfalls nichts beobachten können. Sie finden sich weit eher im nördlichen Awarien, doch auch nur in Form von besonders stark hervortretenden Backenknochen; Mongolenaugen sind mir nicht begegnet.

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