Джабраил Муслимович Мурдалов - Кавказ и Чечня  обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler стр 10.

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Die in den Haufen Mamaís kämpfenden Hilfsvölker aus Polowzen, charischen Türken, Tscherkessen, Jassen (Ossen, Osseten, Asen), Juden (am Kuban wohnend, vielleicht Chasaren, die jüdischer Religion waren), Armeniern und krimschen Genuesen bestehend und unter seiner Herrschaft zu einem gemeinschaftlichen Zweck ein äusserlich Ganzes bildeten, das aber des nationalen und moralischen Bandes entbehrte, da nur egoistische oder aufgedrungene Interessen es belebte, fielen von selbst nach der Niederlage Mamaís grossentheils auseinander und zogen, des Kampfes müde, geschwächt und gedrängt nach verschiedenen Richtungen in grösseren oder geringeren Gemeinschaften und Haufen fort, in sichere oder ferne Gegenden.

In Itschkerien waren die Trümmer der von Tschingis-Chan früher besiegten Einwohner, deren Grabstätten bei Gersel-A-ul (Chassaw-Jurt, Jachssai-Jurt) und Major-tug (westlich davon und Major-Lager bedeutend) liegen und von denen ein Theil am Argun und im Daghestan in wenig wirthlichen Gebieten lebte, leicht von Mamai unterworfen und beherrscht worden, so dass der herrschende Stamm der Nogaier es vorzog, aus alter Gewohnheit nach der Steppe und Ebene zu ziehen, die gegenwärtig die kumykische genannt wird. Für diese Kumyken gewann das von ihnen verlassene, nun Itschkerien genannte Gebiet die Bedeutung von Itschi-Geri (Itschkerien), d. h. der Mitte einer von Erhebungen eingeschlossenen Ebene, oder der Mitte eines früher mächtigen und herabgekommenen, armen, schwachen Volkes; daher auch der Name. Mamai hatte als Statthalter hier den Beg Jachssai zurückgelassen, der dem Volke die nationalen Sitten und Einrichtungen liess; in Folge dessen nannte dasselbe aus Dankbarkeit den Hauptfluss des Gebietes Jachssai-Ssu (Jachssai-Fluss), woraus Akssai entstand. Andere Haufen Mamaís, des Krieges müde, zogen nach noch mehr abgelegen und von der Natur geschützten Gegenden weiter ińs Gebirge; so die Andier (Lesghier) als armenischer die Zudacharer (Lesghier) als grusinischer u. s. w.

In verhältnissmässig später Zeit wurden alle diese und andere Stämme zum Muhamedanismus bekehrt, der hier dauernd Wurzeln fasste, zumal die christliche Religion nur ganz äusserlich und daher nie tief gehend gewirkt hatte.

Nach übereinstimmenden Ueberlieferungen scheint festzustehen, dass die Gegend am Argun, die Mitte des Gebiets der Tschetschenzen (jetzt ziemlich nach Westen verschoben), und Naschaché (am oberen Tschanty-Argun) deuten, zumal natürlicher Weise die besten, waldlosen Stellen besetzten, in denen sie erst später durch Vermehrung und Zuzüge eingeengt und bedrängt wurden.

Solches musste zu Reibungen und Feindseligkeiten führen, zu diesen kamen noch fremd gewordene Begriffe, Gewohnheiten und religiöse Anschauungen, die im Verein mit der wilden Natur und ihren nützlich und schädlich wirkenden, vielfach unerklärlichen Erscheinungen Aberglauben und allerhand Vorstellungen erzeugten, so dass je das Individuum oder die Familie, seltener eine grössere Gemeinschaft an besondere Naturkräfte glaubte und sich eigene Götter oder richtiger Götzen schuf. Ohne Schriftsprache, ohne Lehrer und ohne Gliederung und Ordnung verwilderten und verkamen die Itschkerier, die von Hause aus wohl theilweise verschiedener Nationaltät waren. So wurden Ehen mit Christen und Juden und anderen geschlossen und aus Mangel an Weibern solche von den Nachbarn oder Feinden geraubt, wovon die Spuren sich noch bis heute erhalten haben. Die aus solchen Mischehen Gebornen nahmen unwillkürlich verschiedene Anschauungen und Gebräuche der verschiedenen Eltern an. Auch auf die Sprache musste solches einwirken; daher finden wir im Tschetschenischen grusinische, kumykische und russische Wörter und Bezeichnungen von Lokalitäten. Solche Zustände mögen einige Jahrhunderte fortgedauert haben, so dass infolge dessen hier ein Volk lebte, welches die Itschkerier als ein solches nennen, das gar keine Gesetze besass: «Zaa-din-bozuschnach». Wenn auch Gegend und Lebensverhältnisse manche Uebereinstimmung hervorriefen, so liessen doch Egoismus, Rechtlosigkeit, Raub, Diebstahl und Rache nichts gedeihen und führten schliesslich zu der Ueberzeugung, etwas Festes, Allgemeines herstellen zu müssen, zu welchem Zweck die verschiedenen grösseren Familien oder Geschlechtskreise beschlossen, auf dem Berge Kettech-Kort zusammenzukommen zu gemeinsamer Berathung und Feststellung eines Sittengesetzes, «Adat» genannt, dem sich das ganze Volk unterwarf, nur geringe Ausnahmen, auf lokale Verhältnisse begründet, zulassend.

Der Name des Berges Kettesch-Kort, nahe dem Aul Zontari, zwischen dem Akssai und dem Mittellauf der oberen Bjelaja, östlich von Wedén, bedeutet auf tschetschenisch wörtlich («Kette  er kam hin, er verstand, er begegnete»,  und Kort  Kopf, erhöhter Ort; also Kettesch-Kort) Berg der Begegnung; er wird bei den Tschetschenzen heilig gehalten, sowohl seines historischen Alters, als auch des hohen Zwecks wegen, dem er diente. Der Kurgan (Grabhügel) auf hoher Erhebung wurde durch Menschenhände zusammengetragen, wie die Ueberlieferung lautet. Der Ort, als das Centrum Itschkeriens, diente ferner stets als Sammelplatz für die Alten der Itschkerier, deren Existenz immer mehr und mehr allgemein feststehender, auf Gebräuchen und Gewohnheiten beruhender socialer und Beziehungen und Vorschriften bedurfte, Adat genannt.

Auf dem Berge Kettesch-Kort wurden nicht allein alle Streitigkeiten und Zwistigkeiten geschlichtet, deren Entscheidung durch die «Alten» man sich unbedingt unterwarf, sondern hier wurden auch Abänderungen des Adat getroffen, wenn sie sich als nothwendig erwiesen, besonders in Folge fortschreitender Entwicklung. Sobald es sich zeigte, dass Streitfragen vorkamen, die man nicht vorhergesehen hatte, begaben sich die «Alten» nach dem Ursitz oder der Urheimat Naschaché, um von dort die Entscheidung zu holen; da nach der Meinung der Itschkerier und Tschetschenzen im engern Sinn dort die reinsten und richtigsten Gewohnheiten und Gebräuche herrschen, so dass noch unlängst ein mit der Entscheidung unzufriedener Itschkerier sich dorthin für endgültige Entscheidung wandte.

Ohne Zweifel waren die jüngern, spätern Auszügler aus Naschaché die Hauptursache und Haupturheber der Feststellung des Adat, da sie aus gebildeteren und fester stehenden Verhältnissen und ältester Niederlassung in wilde und wüste neue kamen. In Naschaché soll eine auffallende Gemeinschaft der Bewohner bestanden haben (etwa an Kasakenthum und überhaupt den Russen noch heute eigenen Associations-Geist und Trieb erinnernd, der vielleicht tatarischen Ursprungs, wie so Vieles bei ihnen ist); diese Gemeinschaft gab sich unter Anderem auch darin kund, dass die Bewohner von Naschaché aus einem grossen, gemeinsamen Kessel (wohl aus mehreren, aber gemeinschaftlichen) speisten, der als Symbol der Freundschaft und Brüderlichkeit der Einwohner galt, die sich gleichem Geschick zu unterwerfen gesonnen sind.

Das Sprachgebiet des Tschetschenischen hat seine kompakteste Verbreitung auf dem rechten Ssunsha-Ufer längs deren Zuflüssen, nur wird am oberen Tschanti-Argun grusinisch gesprochen. Die zweite grosse Sprachgruppe liegt nördlich getrennt am Terek. Nach Osten hin bilden der Jarykssu und Aktasch bis zu ihrem Austritt in die kumykische Ebene die Grenze; nach Westen die Kambiléjewka (Nebenfluss des Terek) und der Terek selbst in der Schlucht von Dsherachow. Am meisten verbreitet unter den Dialekten ist der der Ebene. Eine Eigenthümlichkeit des Tschetschenischen (wie auch des Awarischen) besteht in dem Vorhandensein von mittleren oder scharf leidenden Zeitwörtern; um eine Übertragungstätigkeit anzuzeigen, wird der handelnde Gegenstand aber, auf den die Thätigkeit gerichtet ist, im Nominativ.

Der Dialekt der Itschkerier, obwohl verhältnissmässig alt, bildete sich in Folge der oben angeführten Umstände um, hauptsächlich wohl in Naschaché, dem Stammsitze, in dem sie friedlich und aus verschiedenartigen Elementen sich zusammenfanden. Dass dies der Fall war, bestätigt sich dadurch, dass nach der Ueberlieferung die ersten Bewohner der argunischen und itschkerischen Gebirge ein und dieselbe Sprache redeten und nach denselben Sitten und Gebräuchen lebten, wie die im heutigen Bezirk von Argun, im nördlichen Itschkerien, in der Tschetschena und anderen Gegenden, die weniger dicht von Tschetschenzen bewohnt sind, da diese erst in der Folge sich durch Vermehrung ergiebt sich übrigens, dass der Dialekt von Naschaché ganz derselbe mit dem der Galgaier ist, während diese letzteren sich darin etwas von den Schatoiern, Tschaberlóern und andern unterscheiden, die wiederum eine Nüance mit den Dialekten der eigentlichen Tschetschna und Itschkeriens aufweisen, was nicht ausschliesst, dass sich bei den letztern gewisse kleine Unterschiedene je nach Ortschaften, zeigen.

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