Natalie Yacobson - Schwan und Drache. Das Reich des Drachen стр 8.

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Der Ballsaal war jedoch nicht wie eine Falle. Die hohen Gewölbedecken blickten in den Himmel. Glasmalerei wurde in die bizarren Fenster eingeführt. Das Licht wurde in Kristallleuchtern zerquetscht. Musik spielte. Verkleidete Paare flirteten. Die High Society wurde von Jongleuren und Akrobaten unterhalten. An den Rändern der Halle standen festliche Tische mit Essen und Wein.

Nur die überwältigende Größe der Halle und die krummen Reflexionen in den Wandspiegeln machten einen unangenehmen Eindruck auf Rosa.

Sobald sie eintrat, hörten die Musiker auf zu spielen. Eine bedrohliche Stille lag über der Halle. Die Damen und Herren sahen jetzt so aus, als wären sie plötzlich eingeschläfert worden. Alle erstarrten in ihrer früheren Position und trauten sich nicht, sich zu bewegen. Für einen Moment dachte Rose, sie stehe inmitten eines Waldes von Wachsfiguren. Dann unterbrach ein einziger bewundernder Seufzer die tödliche Stille, die in der Halle herrschte, und alle anwesenden Damen setzten sich in einem leisen Knicks zu Rosa. Nach ihnen verneigten sich die Herren.

Jeder der Gäste versuchte, die höchste Höflichkeit darzustellen, aber niemand wagte es, sich der Prinzessin zu nähern. Alle ihre Bögen und Knixen ähnelten einer gut geprobten Aufführung.

Zu Beginn des Tanzes wirbelten die bunten Gewänder der Gäste wie ein Wirbelwind aus Herbstlaub. Rose schlenderte durch den Flur und hielt ihren Blick lange auf Frauenfrisuren und -outfits gerichtet. Sie hat nirgendwo anders eine solche Vielfalt an Moden und Farben gesehen. Hier gab es keine Ritter oder Wachen, aber Dandies in Tuniken, die mit farbigen Paspeln besetzt waren. Feronnieres glitzerten auf den Stirnen junger Mädchen. Die älteren Damen hatten kunstvolle Netze, die ihre Haare bedeckten. Die krummen Spiegel zeigten ein falsches Lächeln. Ihr verzerrtes Spiegelbild beleuchtete die Seele.

Plötzlich war in der Ferne ein dumpfer und klarer Schlag einer Uhr zu hören. Ein unsichtbares Pendel pfiff im Takt mit ihnen. Schreckliche, eintönige Geräusche schienen von überall zu kommen: von jeder Wand, vom Boden und sogar von der Decke, so dass es unmöglich war, genau zu bestimmen, wo sich die Uhr selbst befand.

Der Spaß hörte sofort auf. Die Gäste zogen sich an die Ränder des Raumes zurück, und nur Rose stand in der Mitte und lauschte jedem Schlag Mitternacht.

Zum zehnten, elften Schlag und schließlich ertönte der letzte. Es war wie ein Donner. Die Wände summten, die Buntglasfenster klapperten, die Decke rissig. Rose kam es so vor, als würde das Mauerwerk gleich auf ihren Kopf fallen. Sie musste rennen, aber eine mysteriöse Kraft band ihren ganzen Körper und erlaubte nicht einmal, sich zu bewegen.

Die Menge der Gäste umgab Rose in einem Ring. Es gab einen weiteren Riss in der Decke. Und plötzlich fiel hinter Rose etwas auf den Boden. Ein Bassgrunzen, gelegentlich unterbrochen von einem Brusthusten, erfüllte die Stille.

Rose hatte das Gefühl, dass sie sich wieder bewegen konnte. Sie sah auf und sah, dass sich in der Mitte der Decke ein Loch befand. Und dahinter schnüffelte und quackte jemand weiter wie ein Tier.

Die Prinzessin überflog die Menge mit flehenden Augen. Die Gesichter der Gäste waren in undurchdringlichen Gesichtsausdrücken eingefroren. Rose hatte Angst, sich umzudrehen, Angst, denjenigen zu sehen, der hinter ihr herumfummelte. Und plötzlich knorrten knorrige Finger am Handgelenk ihrer Hand. Ein unheimliches Gesicht mit wulstigen Augen und einer Adlernase guckte über Roses Schulter.

Der riesige, krumme Mund verzog sich zu einem Grinsen. Rose zog ihre Röcke mit der freien Hand hoch und wollte davonlaufen, aber die schwarzen Vogelkrallen gruben sich in ihr Handgelenk, so dass sie schrie. Der Kreis der Gäste schloss sich noch näher um sie herum. Es gab keinen Ausgang.

Rose befreite ihre Hand und zog sich ein wenig zurück. Ein Buckliger in einem schwarzen Umhang stand neben ihr. Er konnte kaum die Schulter eines gewöhnlichen Menschen erreichen, aber in seinem pummeligen, dichten Körper war eine bemerkenswerte Kraft zu spüren. Der Rücken war mit einem klumpigen, spitzen Buckel gekrönt. Lange Arme erreichten fast die Knie. Das bösartige, hässliche Gesicht grinste jede Minute. Eine gezahnte Krone mit einem Rubin wurde über seine Stirn gezogen.

«Hier habe ich dich erwischt, Killerwal!» Fast glücklich biss er zurück, aber seine Augen blieben so wild, dass Rose sich unwillkürlich zurückzog.

Der Bucklige packte sie wieder am Handgelenk und erlaubte ihr keinen weiteren Schritt.

«Was wollen Sie von mir?» Rose weinte fast.

«Weißt du es nicht selbst?» lachend und hustend stellte er eine Gegenfrage. «Den unterschriebenen Vertrag vergessen? Die Frist ist abgelaufen, ich nehme Sie mit.»

Es gab keinen Ort, an dem man auf Hilfe warten konnte. Rose war einem abscheulichen Monster ausgeliefert, und die Menge sah sie gleichgültig an. Die Luft vom Boden bis zur Lücke in der Decke war jetzt von einem eisigen Schimmer umgeben. Glänzende Moleküle bewegten sich, verbanden sich und waren in Linien gekrümmt. Und so umrissen sie die transparenten Stufen einer Wendeltreppe, die an einem klaffenden Loch in der Decke ruhte.

«Hilfe!» schrie Rose und hoffte, dass wenigstens jemand sie retten würde. Für einen Moment schien es ihr, dass Mara in der Ecke des Raumes stand und blinzelte, als wäre sie kurzsichtig, aber sie dachte nicht daran, Hilfe zu holen.

Rose versuchte, ihre Hand aus ihren zähen Fingern zu ziehen, aber der Bucklige drückte ihr Handgelenk noch fester und trat auf die erste Stufe. Zur Überraschung des Mädchens war die Treppe keine Illusion. Die Stufen waren hart und rutschig wie Eis. Der bedrohliche Führer zog den Gefangenen mit sich. Rose stolperte und fiel direkt auf die Treppe, aber der Bucklige zog ihre Hand so fest, dass sie aufstehen und mit ihm mithalten musste.

«Ich weiß nichts über den Vertrag», flehte Rose, aber er wollte sie nicht einmal beantworten.

Es war ein Fehler. Ein schrecklicher Fehler. Die Prinzessin war mit jemand anderem verwechselt. Sie wollte es erklären, aber der Bucklige hörte ihr nicht zu. Und in den Tiefen von Roses Bewusstsein tauchte eine weitere unglaubliche Vermutung auf. Es passierte ihr alles wegen des Kleides. Jemand versuchte speziell, es in ihre Hände zu bekommen. Es war ein Erkennungszeichen für den Zauberer, der sie mitzog. Seine mysteriöse und komplizierte Magie erwies sich stärker als alles andere, was Zauberer taten.

Er stieg durch das Loch und die Treppe begann sich in den aufsteigenden Luftmassen aufzulösen. Die Stufen schmolzen augenblicklich wie Eisschollen im Wasser. Rose machte einen weiteren verzweifelten Versuch, sich zu befreien, aber eine starke, hakenförmige Hand zog sie in das Loch, kurz bevor der letzte Schritt in Luft aufging.

SÄNGER DES WINDES

Rose sah sich erstaunt um. Alles verschwand irgendwo. Es gab keine komplizierteren Schlossgesimse, keine verzierten Fassaden und keine riesigen Gärten. Anstatt seine Gefangene auf das Dach zu bringen, brachte der düstere Bösewicht sie in einen anderen Raum. Es war eine Kluft zwischen zwei Welten.

Hinter dem Rücken des Mädchens befanden sich Königreiche, Fürstentümer und Reiche, in denen Menschen lebten, und vor ihnen ragten blaue Felsen empor, die Sterbliche daran hinderten, die verbotene Welt zu betreten.

Blauer Rauch schlängelte sich um die Felsen, hüllte den Abgrund ein und berührte fast den sprudelnden Schaum des Flusses. Ein Aquädukt wurde darüber geworfen. Eine Reihe gemusterter, stabiler Stützen hielt seine Steinplattform fest.

Der blaue Felsen vor uns hatte die Form einer Bastion, die von einem Schattenarchitekten errichtet wurde. Unten brodelte und drehte sich der Fluss in schaumigen Wellen um die Säulen des Aquädukts, konnte aber nicht die gewünschte Höhe erreichen. Rose sah nach unten und fühlte sich schwindelig. Dort, wie in einer Handfläche, lag das Band des Flusses und umschlang das ganze Land der Zauberer. Es war nicht einmal ein Land, sondern eine felsige Insel, die von einer schnellen, eisigen Strömung eingezäunt war. Die Leute nannten diesen Fluss Silber, weil in der Dunkelheit seine glatte Oberfläche mit Silber glänzte. Es war unmöglich zu waten oder zu schwimmen. Es war genug, um mit nur einem Fuß ins Wasser zu tauchen, und es zog die Person wie einen Trichter. Dann schmolz der Körper zu einem schaumigen, flüssigen Silber.

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