Seine braunen Augen wurden weich, als sein gesamter Körper sich anfühlte, als würde er brennen, und er wollte so viel von ihr spüren, wie er nur konnte. Er drückte sich fester an Kyoko und rieb seinen erhitzten Körper an ihr wie ein lange verlorener Liebhaber.
Kyoko sah hoch in Tasukis Augen und bemerkte zum ersten Mal die hübschen, violetten Flecken in seinen braunen Iris. Wunderschön, war das einzige Wort, das ihr dazu einfiel. Je genauer sie schaute umso mehr erinnerte er sie an Shinbe.
*****
Toyas Laune hatte sich nicht verbessert, obwohl er in den Sportsaal der Uni gegangen war, in der Hoffnung, dass er seinen Frust dort ablassen konnte. Er hatte beschlossen, dass er besser schnell abhauen wollte, nachdem er den fünfhundert Dollar teuren Boxsack kaputt gemacht hatte. Es war nicht seine Schuld gewesen, aber er hatte sich Kotaros Gesicht vorgestellt, als er ihn geschlagen hatte.
Dummes Mädchen!, knurrte er. Wieso musste sie immer so kompliziert sein? Er starrte wütend vor sich hin, als er an den nervigen Sicherheitstypen dachte, mit dem Kyoko ausgegangen war.
Er wurde immer noch rot vor Wut, als er daran dachte, wie er Kotaros Stimme vorhin in Kyokos Wohnung gehört hatte. Er hatte sehr gute Lust dazu, dem Typen den Kopf abzureißen und ihn wohin zu schieben, wo die Sonne nie schien. Toya hatte schon immer einen sechsten Sinn gehabt und dieser Sinn sagte ihm, dass Kotaro nicht war, wer er vorgab zu sein.
Ein Wolf im Schafspelz, sozusagen. Er grinste, doch dann fühlte er sich sofort schuldig, weil auch er Kyoko einige Dinge verschwieg. Dinge, die er selbst nicht erklären konnte.
Er hatte als kleines Kind gelernt, seine unüblichen Fähigkeiten vor anderen zu verstecken, etwa seine unmenschliche Kraft, seine Schnelligkeit und den außergewöhnlichen Seh- und Geruchssinn. Das einzige Problem war, dass sie manchmal da waren und manchmal nicht, wie es ihnen gerade beliebte. Er konnte sie nicht einfach nutzen, wann immer er sie brauchte, und vielleicht war das auch gut so.
Ganz in Gedanken verloren begann Toyas Haut plötzlich zu kribbeln, als er den Sicherheitschef erblickte, der an der Tür des Wachzimmers lehnte. Wenn man vom Teufel spricht Toya starrte Kotaro wütend an, wollte schon vorbeigehen, doch dann blieb er abrupt stehen. Was machst du hier?, knurrte er.
Kotaro richtete sich auf und ging hinüber zu Kyokos angeblichem Date, der ihn anknurrte. Nachdem er sich schnell umgesehen, aber sie nirgendwo erblickt hatte, spannte er sich an und spießte Toya mit einem wütenden Blick auf. Wo ist Kyoko? Ich dachte, sie wollte heute mit dir ausgehen.
Wenn es eine Sache gab, die Toya hasste, dann war es, verwirrt zu sein, und im Moment war er wirklich nicht in der Laune dazu. Du Vollkoffer ich dachte, sie hat ein Date mit dir, fauchte er, ohne nachzudenken.
Kotaro machte sich nun ernsthafte Sorgen. Kyoko hatte ihm erzählt, dass sie mit Toya ausgehen wollte, und das war eine Lüge gewesen. Verdammt!
Ohne Toya noch eines Blickes zu würdigen, lief er in die Richtung, wo Kyoko wohnte, wobei er sich nur mühsam davon abhalten konnte, seine übernatürliche Schnelligkeit zu gebrauchen. Wieso hatte sie ihn angelogen? Wenn er gewusst hätte, dass dieser Trottel nicht bei ihr war, dann wäre er ihr gefolgt.
Toya fühlte Panik in sich aufsteigen, als er die Sorge in den Augen seines Rivalen sah, und als dieser dann Hals über Kopf weglief, machte es das auch nicht besser. Etwas in ihm vertraute Kotaro völlig, aber das würde er nie zugeben.
Ohne noch einmal nachzudenken, rannte er hinter Kotaro her, um zu sehen, was dieser machen würde. Toya konnte locker mit Kotaro Schritt halten, aber ihm fiel sehr wohl auf, dass sie eigentlich viel zu schnell waren, sodass einige seiner Vermutungen bestätigt wurden. Kotaro war mehr als das, was er zu sein schien hatten sie dieselben Gene oder so? Er knirschte mit den Zähnen, denn dieser Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht.
Eine Minute später hämmerte Kotaro an die Tür von Kyokos Wohnung, hoffte entgegen aller Wahrscheinlichkeit, dass sie doch da war. Dann schlug er beide Handflächen gegen die unschuldige Tür und rief: Verdammt, Kyoko! Wo bist du? Angst und Sorge durchströmten seinen ganzen Körper. Das ist nicht gut, knurrte er.
Was ist nicht gut?, fragte Toya scharf, während er hinter Kotaro trat.
Die Energie, die er von Kotaro spürte, ließ Toyas Brust sich schmerzhaft verkrampfen. Wenn er gewusst hätte, dass Kyoko nicht mit Kotaro unterwegs war, dann wäre er gekommen, nur um in ihrer Nähe zu sein. Er hätte einfach auf seine Instinkte hören und trotzdem kommen sollen. Früher oder später würde er das Mädchen noch an eine Leine legen müssen.
Kotaro wirbelte herum, hatte Toya ganz vergessen, in seiner Sorge um Kyoko. Aber jetzt, wo er jemanden hatte, an dem er seinen Frust auslassen konnte, machte er das auch: Ich dachte sie ist mit dir aus! Kotaro ballte seine Hand zur Faust und unterdrückte seinen Zorn schnell wieder, bevor er zu weit ging. Und wie, zur Hölle, warst du jetzt so schnell? Lass gut sein, beantworte das nicht.
Toya starrte ihn an, war überrascht, dass der Sicherheitstyp das überhaupt bemerkt hatte, aber wollte nicht weiter darüber nachdenken. Ich bin genauso schnell wie du, du Idiot.
Nachdem er seine dominante Hälfte wieder beruhigt hatte, öffnete Kotaro seine stechend blauen Augen und hielt den Blick der Person, die ihm helfen würde, seine Kyoko zu finden, fest. Es war schon schlimm genug, dass Toya nicht als Vampir wiedergeboren worden war, sodass sie um sie kämpfen konnten, aber jetzt schien Toya seine Fähigkeiten aus der Vergangenheit wiederzuerlangen, und er hatte keine Ahnung, wieso. Um es noch komplizierter zu machen, war Toyas bester Freund Shinbe und auch Shinbe wusste nichts mehr von der Vergangenheit.
Kotaro drückte seine Handfläche gegen seine Schläfe, fragte sich, wieso, um alles in der Welt, er Toya vertrauen sollte, sie zu beschützen noch einmal, wo er beim ersten Mal doch versagt hatte. Die Tatsache, dass Toya sich nicht daran erinnerte, bedeutete, dass Kotaro seine Hasstirade nicht laut aussprechen konnte. Er holte tief Luft, als er sich die Wahrheit eingestand sie beide hatten versagt. Seine Lippen wurden schmal, als er still vor sich hinstarrte.
Toya grinste halbherzig. Also hat sie dich angelogen und dir einen Korb gegeben, indem sie dir weismachte, dass sie mit MIR ausgeht. Ha! Obwohl er wusste, dass sie praktisch genau dasselbe mit ihm gemacht hatte, würde er das Kotaro nicht unter die Nase reiben.
Kotaro atmete noch einmal tief durch, um sein Temperament zu beruhigen. Es war, als würde er mit einem verdammten Kind sprechen. Das hier ist kein Spiel, du Trottel. Seit über einem Monat verschwinden Frauen fast jede Nacht hier am Campus und in der ganzen Stadt. Und jetzt weiß keiner von uns, wo Kyoko ist. Kotaro konnte die Panik in seiner eigenen Stimme hören, aber ignorierte sie. Hast du irgendeine Ahnung, wo sie sein könnte?
Toya konnte fühlen, wie seine Brust immer enger wurde, als er daran dachte, dass Kyoko in Gefahr sein könnte. Verdammt! Er ging zu Sukis Tür und hämmerte so lange darauf ein, bis sie leicht knackte, woraufhin er lieber aufhörte. Keine Antwort.
Fuck! Bevor ihn die Panik ganz überkam, kramte Toya schnell sein Handy hervor und hoffte, dass Shinbe vielleicht wusste, wo die Mädchen waren. Nimm schon ab, du Frauenheld! rief er beim zweiten Klingen. Nach dem vierten Klingeln nahm Shinbe endlich ab.
Shinbe! Weißt du, wo Suki und Kyoko sind? Er schielte hoch zu Kotaro, als dieser näherkam, als wollte auch er die Antwort hören.