L. G. Castillo - Vor Dem Fall стр 10.

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Sie blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. Uriel liebte es, mit anderen Engeln zu flirten. Das wussten alle. Selbst, wenn er mit ihr flirtete, wusste sie, dass es einfach ein Teil von ihm war und nichts weiter. Trotz dieses Wissens hatte sie nicht verhindern können, dass sie sich in ihn verliebte und sich mehr wünschte.

Er war anders als alle, die sie kannte: Raphael, Luzifer, Michael. Sie waren alle so ernst. Uriel hingegen war lustig und sorgenfrei. Er liebe das Leben.

Es gab nicht viele Engel, die ihn so kannten, wie sie es tat. Während einiger von ihren vielen Spaziergängen durch die Gärten wurde Uriels schönes Gesicht manchmal ernst und er teilte seine tiefsten Gedanken mit ihr. Er erzählte ihr dann, dass er sich manchmal wünschte, er wäre nicht der Erzengel des Todes. Er liebte die Menschen und die Freiheit, die sie hatten ihr Leben zu leben und er hasste es, ihnen das wegnehmen zu müssen. Er hatte ihr erzählt, dass niemand sonst wusste, wie schwer seine Rolle als Engel auf seinen Schultern lastete. Das war etwas nur zwischen ihnen beiden gewesen.

Sie konnte nachvollziehen, dass er versucht war, seine Stelle im Himmel aufzugeben, um bei denen zu leben, die er beneidete.

Sie dachte an das letzte Mal, als sie sich unterhalten hatten, bevor sie mit Raphael aufgebrochen war.

»Weißt du, Luzifer sagt, die Engel sollten mehr Freiheiten haben. Wir sollten nicht nur damit beschäftigt sein, die ganze Zeit den Menschen zu dienen.«

»Das glaubst du doch nicht etwa. Oder?«

»Na ja, nein nicht wirklich.«

»An Luzifer ist etwas Merkwürdiges. Ich weiß nicht, was genau es ist, aber ich traue ihm nicht.«

»Raphael scheint ihn gern zu haben.«

Sie seufzte. »Ja, das tut er. Es ist nur ach, ich weiß auch nicht. Ich habe kein gutes Gefühl, wenn um ihn geht. Er nimmt das Beste von dir weg, wenn du in seiner Nähe bist, weißt du.«

Uriel hob eine Braue. »Was meinst du damit?«

»Na ja, je länger du dich in seiner Nähe aufhältst, desto unglücklicher scheinst du zu sein.«

»Hmmm Vielleicht bin ich tief im Innern schlecht und Luzifer hilft mir, das zu erkennen.«

»Du bist nicht schlecht.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Ich glaube, Luzifer ist es.«

Uriel schüttelte den Kopf. »Wenn du mein wahres Ich kenne würdest, würdest du das nicht sagen.«

Sie sah ihm in die Augen. »Ich sage es, weil ich dein wahres Ich tatsächlich kenne. Dein Herz ist rein, Uriel. Du bist gut. Nur, wenn du bei ihm bist, saugt das alles Gute aus dir heraus. Es ist, als könnte da, wo das Böse ist, nichts Gutes bestehen.«

»Willst du damit sagen, Luzifer sei böse? Er ist ein Erzengel.«

»Ich ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass du anders bist, wenn du mit ihm zusammen warst.«

Uriel seufzte. »Oder vielleicht zeigt sich mein wahres Ich, wenn ich bei ihm bin.«

Rachel schüttelte den Kopf bei der Erinnerung und drückte die Klinke herunter.

Schwungvoll öffnete sie die Tür. Und dort, in der Mitte des Raumes, wo Teppiche und Läufer auf dem Marmorboden lagen, saß ein Engel Uriel gegenüber. Ihr langes Haar floss ihr in seidigen Wellen über den Rücken.

Als Rachel den Saal betrat, sah Uriel in ihre Richtung und sein Gesicht leuchtete auf. »Raguel! Oder sollte ich sagen: Rachel? Du kommst genau richtig. Komm herein und hilf mir, Gabrielle davon zu überzeugen, mit mir auf die Erde zu ziehen.«

Gabrielle drehte sich um und lächelte Rachel warm an. »Schon zurück? Ich dachte, du und Raphael würdet viel länger brauchen.«

»Die Pläne haben sich geändert.« Rachel wählte ihre Worte mit Bedacht. Sie wollte nicht, dass Raphael in Schwierigkeiten geriet, weil er seine Engelsfähigkeiten auf eine solche Art eingesetzt hatte. Es war allgemein bekannt, dass Gabrielle Raphael gern hatte, obwohl sie versuchte, es zu verbergen. Wie mit ihren eigenen Gefühlen für Uriel schien es, dass jeder Bescheid wusste abgesehen von der Person, der ihre Zuneigung galt.

»Die Menschen haben ihre Meinung geändert«, erklärte Rachel. »Sie haben ihr Mitleid für die Ausgestoßenen entdeckt.«

»Da siehst du es, Gabrielle. Die Menschen sind ganz anständig. Komm mit mir und Luzifer. Du weißt doch, dass du es willst.« Er grinste und zeigte seine Grübchen.

»Dann stimmt es also«, sagte Rachel und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.

»Du gehst mit Luzifer und Raphael fort.«

»Raphael?« Der sorgenfreie Ausdruck verschwand von Gabrielles Gesicht.

Rachel sah sie überrascht an. »Ich dachte, du wüsstest es.«

»Was glaubst du denn, was ich versucht habe, dir zu erklären, Gabrielle?«, warf Uriel ein. »Wir gehen runter auf die Erde.«

»Ich dachte, du machst Witze.« Gabrielle stand auf und ging auf die Tür zu. »Das ist nicht richtig.«

»Wo liegt denn das Problem?« Uriel sprang auf die Füße. »Oder ist es Raphael, der oh, ich verstehe«, sagte er und in seinen blauen Augen funkelte es.

Eine leichte Röte hatte sich über Gabrielles makelloses Gesicht gelegt. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

»Na klar.« Uriel wandte sich zu Rachel um. »Dann kommt Raphael also mit uns mit?«

»Ich glaube schon. Ich war gerade in den Gärten und Luzifer sagt, sie werden sich bald auf den Weg machen. Und ich wollte «

»Siehst du, da hast du es«, unterbrach Uriel sie. »Selbst Raphael hält das Ganze für eine gute Idee.«

Einen Moment lang begegnete Rachel Gabrielles Blick. Die grünen Augen des blonden Engels schienen ihren Blick festzuhalten. Sie konnte Mitleid in ihnen erkennen. Es war nicht das erste Mal, dass Uriel so tat, als sei sie gar nicht anwesend. Einen Augenblick lang erkannte Rachel neben dem Mitleid einen Ausdruck des Verurteilens in den grünen Augen.

Sie versteht es nicht, dachte Rachel. Sie kennt Uriel nicht so, wie ich es tue.

»Hat er gesagt, weshalb er geht?«, fragte Gabrielle sie.

Sie zögerte mit der Antwort, als das Bild von Rebecca vor ihr aufstieg. Sie schluckte. »Ich weiß es nicht.«

»Das ist eine nette Überraschung«, sagte Uriel. »Ich hätte nicht geglaubt, dass der staubige, alte Raphael Interesse hätte.«

»Das ergibt keinen Sinn. Rachel, sag mir genau, was geschehen ist, als ihr auf der Erde wart. Was hat Raphael gemacht?«

»Das kann ich dir sagen.«

Beim Klang von Raphaels tiefer Stimme drehte Rachel sich um. Freundliche Augen blickten sie an. »Rachel, ich muss mich bei dir entschuldigen. Für das, was geschehen ist, als wir auf unserer Mission waren.«

»Hat das irgendwas damit zu tun, weshalb du uns verlässt mit Luzifer?«, fragte Gabrielle. Ihre Stimme klang gepresst.

»Ja.«

Die Spannung, die im Raum stand, war förmlich spürbar.

»Ah, das ist mein Stichwort ich muss los«, sagte Uriel und schritt auf die Tür zu. »Rachel?«

Rachel drehte sich zu Uriel um und fühlte, wie sie in seinen blauen Augen ertrank. Alles, was sie ihm hatte sagen wollen, blieb ihr in der Kehle stecken. Sie wollte ihm sagen, dass er bleiben sollte. Dass er mehr in ihr sehen sollte, als bloß eine Freundin. Dass sie sein wahres Ich sah und ihn liebte. All das war in ihrem Innern gefangen und fürchtete sich, ans Tageslicht zu kommen, und sie wusste nicht weshalb.

»Ja?«, flüsterte sie schließlich.

»Danke für alles. Ich werde unsere kleinen Gespräche in den Gärten vermissen.«

»Ich ich« Es brach ihr das Herz. Wenn sie ihm sagte, was sie empfand und er trotzdem ging, würde sie das nicht ertragen.

»Ich werde sie auch vermissen«, stolperten die Worte schließlich heraus.

Sie konnte seinen hauchzarten Kuss noch auf ihrer Stirn spüren, nachdem er den Raum schon verlassen hatte.

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