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Nachdem er Kyoko geküsst hatte, war Toya zurück zum Lager gegangen, wo die anderen warteten und beschloss, dass er sich keine Gedanken mehr machen wollte. Er würde sich keine Sorgen darüber machen, dass sie mit diesem Tasuki aus war. Es war ihm völlig egal. Wütend schritt er neben dem Feuer, das sie für die Nacht entfacht hatten, auf und ab.
Kamui betrachtete Toya unsicher und rieb sich noch immer den Kopf dort, wo Toya ihn vor wenigen Sekunden geschlagen hatte. Alles, was er getan hatte, war, zu fragen, ob es Kyoko gut ging⦠Toya brauchte ihn deshalb nicht zu schlagen. Suki sah hinüber zu Shinbe und zuckte zusammen, als Shinbe irgendwie den Mut fand, zu fragen: âToya, hat sie zufällig gesagt, wann sie zurückkommen wird?â
Toya drehte sich um und starrte Shinbe an. âWie soll ich das wissen? Sie redet im Moment nicht wirklich mit mir, und was mich betrifft, ist es mir egal, was sie macht.â Er schritt weiter auf und ab.
Shinbe grinste. âJa, wir sehen schon an dem Pfad, den du mit deinem nervösen Hin- und Hergehen durch unser Lager ziehst, dass es dir egal ist.â
âHalt's Maulâ, war Toyas Antwort, denn er wusste, dass er niemandem etwas vormachen konnte⦠nicht einmal sich selbst. Wenn er wüsste, dass sie ihn nicht zurückweisen würde, würde er ihr sofort sagen, was er für sie fühlte. Im Moment war das, was ihm wirklich Sorgen bereitete, die Tatsache, dass er sie ganz verlieren könnte. Das machte ihm viel mehr Angst, als alle Dämonen.
Er hörte mit seinem Auf- und Abgehen auf, als er den Pfad sah, den Shinbe gerade erwähnt hatte, und seufzte. Er hatte es noch nie wirklich laut ausgesprochen, oder auch nur in seinem Kopf, aber Kyoko ging ihm unter die Haut und es machte ihn verrückt. Toya ging schnell davon, um beim Schrein nachzusehen, ob sie schon zurück war.
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Kyoko kam so schnell aus dem Zeitportal, dass sie durch ihren schweren Rucksack ihr Gleichgewicht verlor. Gerade bevor sie fiel, streckte sich eine Hand nach ihr aus und hielt sie fest. Kyoko blinzelte hoch zu Kyou, der fürstlich wie ein Prinz dastand und im Mondlicht leuchtete. Wieso tauchte er immer wieder auf diese Art auf?
Mit einem nervösen Schritt rückwärts schluckte sie unsicher. âKyou, was machst du hier?â Die Sache, mit den Leuten, die sie überall beschlichen, geriet langsam auÃer Kontrolle.
Kyou betrachtete die Emotionen, die über ihr Gesicht flimmerten und sah Verwundern und eine Spur Angst in ihren Augen. Er wusste, dass sie Angst vor ihm hatte, und es machte ihm nichts aus, solange es nur eine leise Angst war, denn er würde sie nicht verletzen. Er würde ihr das langsam beweisen.
Ohne sein Gesicht von ihr abzuwenden, schielte er hinüber zur Jungfernstatue und wieder zurück zu ihr. âWieso bist du zurückgegangen, wenn du weiÃt, dass der Schützende Herzkristall noch hier ist?â Seine Stimme war weich.
Kyoko biss sich auf die Lippe. Sie wollte wirklich nicht, dass jemand das wusste. âIch⦠ich war⦠ich schämte mich.â Aus irgendeinem Grund konnte sie ihn nicht anlügen, während sie in diese goldenen Augen starrte.
âEs ist gut, dass du mich nicht anlügst, Priesterin.â Kyous Stimme klang fast verführerisch und Kyoko fühlte, dass sie versuchte, sie zu ihm hinzuziehen. Wie wusste er, dass sie darüber nachgedacht hatte, zu lügen? Sie wusste, dass er sie nicht verletzen würde. âDu solltest nie das Gefühl haben, dass du mich anlügen musst. SchlieÃlich, bin ich nicht auch einer deiner Beschützer?â
'Und schon wieder', dachte sie. 'Es ist, als würde er meine Gedanken lesen.' Ihre Augen wurden ein wenig gröÃer, als sie ihn beobachtete. Sie versuchte, nicht daran zu denken, aber die Erinnerung sprang einfach in ihren Kopf. Der Kuss, den sie geteilt hatten, als sie unter dem Liebeszauber gestanden hatte. Kyoko konnte ihren Blick nicht von ihm losreiÃen, als sie sich daran erinnerte, wie er schmeckte, und wie er sie gehalten hatte, mit seinem Oberschenkel zwischen ihren Beinen.
Sie fühlte, wie bei der Erinnerung ein heiÃer Blitz durch sie fuhr und sie errötete, als sich ihr Blick auf seine perfekten Lippen senkte. Sie keuchte, als er seine Hände ausstreckte und sie in seine Arme nahm, diese magischen Lippen auf ihre drückte, in einem Kuss, der ihr den Atem raubte. Sobald sie begann, ihn zu erwidern, lieà er sie los und sie sah hoch und erkannte, wie seine Augen einen dunklen, goldenen Ton angenommen hatten.
âWieso machst du das, Kyou?â, fragte sie mit zitternder Stimme. âDu kennst mich doch nicht einmal richtig, und magst mich noch weniger. Du hast sogar versucht, mich zu töten, als ich das erste Mal mit dem Schützenden Herzkristall hierher kam. Du sagtest, dass ich nur ein Mensch war, und unwürdig. Also wieso machst du das jetzt?â
Im Handumdrehen hatte Kyou sie, hob sie hoch, sodass sie gerade in seine Augen sehen konnte. âWenn ich wollte, dass du tot wärst⦠dann wärst du tot.â
Kyoko fühlte, wie ihr Herz in ihrer Brust hämmerte. Sie schaute in seine normalerweise so emotionslosen Augen und dachte, dass sie dort eine Emotion aufflimmern sah, aber er versteckte sie schnell wieder.
Während er sie noch fester in seine Arme zog, schalt Kyou: âGlaub nicht, dass du weiÃt, was ich fühle.â Seine Lippen streiften über ihre Wange sodass sie seinem Charme nur noch mehr verfiel. Er würde die Flammen, die in ihr vergraben waren, zum Lodern bringen, bis sie es nicht mehr ertragen konnte. âBald wirst du sehen, wie sehr ein Beschützer lieben kann.â
Damit machte er sich über ihre Lippen her, gab ihr einen weiteren Kuss, der ihre Seele vor Lust entflammte⦠oder war es reine Begierde? Er lieà ihre Lippen los und streichelte mit einer Hand mit federleichten Berührungen ihre Wange.
Kyoko war überrascht, dass so ein mächtiger Herr der Beschützer, der fähig war, so viele zu töten, so sanft sein konnte. Wann hatte sie begonnen, Kyou in einem anderen Licht zu sehen? Sie sah fragend zu ihm hoch, wollte wissen, was ihn verändert hatte.
âWas willst du von mir, Kyou?â, fragte sie flüsternd.
Als seine Finger durch ihr Haar glitten, ergriff er eine Handvoll davon und legte seine Wange neben die ihre, flüsterte in ihr Ohr: âAlles, was du bist, werde ich haben.â
Sein Atem strich heià über ihre Haut und es fühlte sich so gut an. Kyoko schloss ihre Augen und seufzte.
Die Andeutung eines Lächelns erschien, um Kyous Lippen zu schmücken, als er zusah, wie sie ihre Augen schloss, aber das Lächeln verblasste, als er einen Geruch wahrnahm, der sich näherte. Er setzte sie auf die Kante eines der Steine um die Jungfernstatue. Ohne ein weiteres Wort lieà Kyou sie verwirrt dort sitzend zurück, wissend, dass Toya sie finden würde, während sie sich noch nach ihm sehnte.
Kyoko war immer noch wie weggetreten als Toya auf die Lichtung trat. Er knurrte tief als er goldene Federn um sie herunter regnen sah. Seinen Blick nur auf sie gerichtet, näherte er sich langsam. Sie sah aus, als wäre sie im Halbschlaf. Toya zog seine Augenbrauen zusammen und schaute warnend hoch zum Himmel. Kyou spielte ein gefährliches Spiel, und das gefiel ihm nicht.
Er wusste, Kyou wollte ihn nur reizen, indem er kam und ging wie es ihm passte. Er verstand, wieso Kyou sich nicht gefährdet fühlte, wenn er bei Kyoko war. Tadamichi hatte vor so langer Zeit versucht, Hyakuhei dazu zu bringen, die Priesterin zu teilen, und Toya wusste, dass Kyou so dachte, aber er wollte Kyoko nicht teilen, nicht mit ihm und auch mit sonst niemandem. Und er meinte zu wissen, dass Kyoko das auch nicht wollen würde.