Toya schnaubte leise und lachte dann finster. âDas ist alles, was ich wissen muss, ja?â Er fuhr mit seinen Fingern durch sein langes Haar und fühlte einen überwältigenden Drang, sinen versteckten Zorn los zu lassen, dessen er sich nicht einmal bewusst war. âIst das der Grund, wieso du sie mit so hitzigen Augen ansiehst? Du sagst, wir standen uns nahe... bist du in Wirklichkeit eifersüchtig wegen etwas, das vor langer Zeit passiert ist, mit einem Mädchen, das dich wahrscheinlich nicht einmal von der Seite ansehen würde?â Toyas Augen blitzten... nun in geschmolzenem Silber.
Kyou fletschte über Toyas MutmaÃung beinahe die Zähne. Es gab Momente, wo das Wahrnehmungsvermögen des Jungen fast unerträglich wurde.
âÃbersteigere nicht meine Geduld, Toya. Kristall oder nicht, ich werde deine Anschuldigungen oder Verblendung eigener GröÃe nicht akzeptieren, wenn sie die Priesterin betreffen. Du wurdest auserwählt um sie zu beschützen... es ist mir egal, ob dir das gefällt. Dein Temperament wirst du im Zaum halten, und du wirst davon absehen, dich an ihre Person heran zu machen. Ist das klar?â Sein Blick war nun tödlich, als er sich auf seinen jüngeren Bruder richtete.
Eiszapfen hätten auf Kyous Worten wachsen können und Toya erkannte, dass die Unterhaltung beendet war, vorerst zumindest. Er stand auf und verlieà den Raum, ohne ein Wort und ohne sich noch einmal umzudrehen. Als er vor der Wohnung seines Bruders war, blieb er stehen und betrachtete Kyokos Tür. Er konnte sie in dem Zimmer vor sich fühlen.
Er hob eine Hand um anzuklopfen, er wollte bei ihr sein, doch er wusste, dass er im Moment keinen Grund dazu hatte. Er steckte seine Hand tief in seine Hosentasche und drehte sich um, um den Korridor hinunter zu gehen.
Wäre jemand anders im Gang gewesen, hätte er einen schimmernden Umriss von silbernen Flügeln zu sehen bekommen, die auf Toyas Rücken erschienen, ehe sie wieder verschwanden, ohne dass der nun silber-äugige Beschützer sie bemerkte.
Kapitel 5 "Geknurrte Warnungâ
Kyoko nahm ein Gummiband von ihrem Badzimmertischchen und band einen Teil ihres unbändigen, braunen Haares in einen Pferdeschwanz, der sich dann in einer kurzen oberen Schicht über die längere untere Schicht, die offen über ihren Rücken floss, legte. Sie beugte sich nach vor, um ein kleines Bisschen Puder aufzutragen, stand dann auf und ging hinüber zu dem mannshohen Spiegel, um ihr Aussehen zu begutachten. Suki hatte sie dazu überredet, ihre Kleider zu tragen, und Kyoko fühlte sich anders.
Das schwarze Minikleid wehte hinaus, als sie sich drehte, und zeigte gut geformte Beine, aufgrund des vielen Sports, den sie trieb. Das enge, pinke Oberteil hatte im Rücken schwarze Spitzen und vorne einen Spitzen-V-Ausschnitt, der beinahe bis zu ihren Brüsten ging. Kyoko schüttelte den Kopf über die entblöÃte Haut.
Sie fragte sich, ob Suki denn nicht genauso hinter Shinbe her war, wie er hinter ihr. Als sie ihre Ohrringe befestigte, fragte sie sich, wieso sie sich dazu überreden hatte lassen, wie ein wildes Mädchen auszusehen. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als jemand zögerlich an der Tür klopfte.
Mit einem Ohrring immer noch in der Hand, öffnete sie die Tür und strahlte da sie sich sofort besser fühlte, als sie sah, dass Suki noch wilder angezogen war, als sie. âOh Suki, du wirst sie heute alle umwerfenâ, sagte sie, als sie ihre Freundin von Kopf bis Fuà betrachtete.
Suki trug schwarze Lederhosen und ein blaues, durchsichtiges Top mit langen, weiten Ãrmeln, das ihre Figur betonte. Kyoko schüttelte den Kopf, als sie daran dachte, wie oft Shinbe heute Nacht eine Klatsche bekommen würde.
âDu fragst ja richtig darum, dass Shinbe dich begrapschtâ, meinte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, ihre grünen Augen strahlten vor Fröhlichkeit.
Suki betrachtete Kyoko und nickte zufrieden. âJa, ich habe so ein Gefühl, dass heute Nacht das letzte Mal für einige Zeit sein könnte. Ich habe von Shinbe das Gerücht gehört, dass wir ab Montag noch härter trainieren müssen als bisher.â Ihre Augen leuchteten: âAber für heute, lass uns Spaà haben. Dir wird dieser Club gefallen, wo wir hingehen. Er ist riesig, und die Band, die heute spielt, wird richtig Gas geben.â
Suki sah sich in Kyokos Zimmern um, wobei ihre Augen groà wurden. âWow! Ich war hier noch nieâ, ihr Blick fiel wieder zurück auf Kyoko. âNiemand auÃer Toya darf hier eigentlich hin. Ist dir das klar, nur er, du und Kyou sind in dieser Etage?â Sie hatte so viel Angst gehabt, hier hoch zu kommen, dass sie erst Toya um Erlaubnis gefragt hatte, bevor sie zu Kyokos Zimmern ging.
Kyoko wusste, Kyou musste sie in seiner und Toyas Nähe gewollt haben, um besser auf sie aufpassen zu können. Sie erinnerte sich an alles, was er gesagt hatte, und wusste, dass er recht gehabt hatte, als er meinte, sie und Suki waren Freundinnen gewesen, denn aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, als kenne sie sie schon ewig.
Sie schluckte den Klumpen, der sich plötzlich in ihrem Hals gebildet hatte, hinunter: âVielleicht waren alle anderen Zimmer schon besetzt, wer weiÃ.â Sie steuerte auf die Tür zu: âAber ich weiÃ, dass ich heute Abend Spaà haben will, denn du hast wohl recht, vielleicht ist es das letzte Mal für eine Weile.â
Die Hand am Türgriff erstarrte sie und runzelte die Stirn: 'Jemand ist dort drauÃen.' Sie fühlte, wie sich bei dieser Erkenntnis ein kalter Schauer über ihren Rücken wälzte.
Kyoko öffnete langsam die Tür und sah hinaus auf den Gang. Nachdem sie niemanden sehen konnte, öffnete sie sie ganz und Suki folgte ihr hinaus. Sie drehte sich um, um die Tür hinter sich abzuschlieÃen und wirbelte dann sofort wieder herum, um Suki anzusehen, als sie ein überraschtes âAarghâ von ihrer Freundin kommen hörte. Da, in seiner Tür, stand Kyou und sah sie an... und er sah nicht glücklich aus.
Kyou sah Kyoko nur kurz an und fühlte, wie seine Wut wuchs. Er warf seine Augen auf Suki, Ãrger deutlich sichtbar auf seinem Gesicht.
âLass uns alleineâ, forderte er mit einer gefährlich kalten Stimme.
Suki schenkte Kyoko einen entschuldigenden Blick aber tat schnell wie ihr geheiÃen, wissend, dass es besser war, nicht zu zögern. Sie wollte sich nicht schlecht stellen mit Kyou, und auÃerdem fürchtete sie sich vor dem Mann. Seit sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte, war sie sich dessen bewusst, dass er ein sehr mächtiger Unsterblicher war, und dass man sich besser mit ihm gut stellen sollte. Sie war froh, dass er auf ihrer Seite war, und kein Feind.
Kyoko verschränkte ihre Arme vor sich, enttäuscht, als sie Suki weglaufen und verschwinden sah. Sie drehte sich zurück um zu erkennen, dass sie nun das Ziel von Kyous Aufmerksamkeit war, und in diesem Moment sah er nicht glücklich aus. Sie hob eine Augenbraue und wartete. Als er einfach nur dastand und sie mit seinen verärgerten, goldenen Augen durchbohrte, fühlte sie, wie ihre Wut aufkochte. 'Verdammt seien er und seine stechenden Augen.'
âWas habe ich getan?â, fragte sie schlieÃlich, als sie aufgegeben hatte, zu warten, dass er es ihr von selbst sagte.
Kyou war verärgert gewesen, als er Sukis Anwesenheit auf dieser Etage gefühlt hatte. Dann, als er sie in diesem Aufzug das Zimmer verlassen gesehen hatte, wusste er, es war nicht klug, Kyoko so gehen zu lassen. Nicht nur war dann der Feind eine Gefahr für sie, sondern auch jeder Beschützer, Dämon, oder Mensch, der sich mit ihr paaren wollte. Kyou drehte schon bei dem Gedanken daran fast durch.