'JA!', rief Kyoko still und in Gedanken machte sie einen Strich auf ihrer Seite der Tafel: 'Kyoko eins... Toya null.'
Toyas Augen weiteten sich für einen Moment bevor er begriff, dass die kleine Hexe ihn reingelegt hatte. âVerdammt!â, zischte er und rannte ihr nach.
Kyoko war beinahe am FuÃe der Treppe angekommen, als ihre Priesterinnen-Sinne sie überrumpelten. Sie fühlte einen anderen Beschützer, auÃer Toya, und sah sich um. Die einzige Person, die nahe genug war, um dieses Gefühl zu verursachen, war ein Student, der unten an der Treppe stand und sie interessiert beobachtete.
Als sie ihn genauer ansah, wurde sie verzaubert von den violetten Strähnen, die sich durch sein ungezähmtes Haar zogen, und den schönsten Augen. Als sie diese Augen betrachtete, hätte sie schwören können... ein Glitzern jeder Farbe in den Iris erscheinen zu sehen.
Toya stand nun hinter Kyoko. Als er ihr plötzliches Stehenbleiben sah, erkannte er, dass sie Kamui anstarrte. 'Also kann sie die Unsterblichen nun erkennen', dachte Toya insgeheim. Er griff hinunter und packte ihren Arm: âKomm, ich werde euch vorstellen.â
Toya hatte seit dem Moment, wo er Kamui getroffen hatte, eine Schwäche für den Jungen. Alles, was er wirklich über ihn wusste, war, dass er keine Eltern hatte, und dass er bei Pflegeeltern aufgewachsen war, bis ihm Kyou den Platz hier angeboten hatte.
Kyoko lieà zu, dass sie von Toya halb gezogen, halb geschleift, die Treppe hinunter zu dem Fremden befördert wurde. Sie wusste, dass er auch unsterblich war, aber sie fühlte auch eine überwältigende Güte. Sie lieà ihre Sinne seine Aura erkunden und fand dort Wärme und... eine verborgene Unschuld, die nur ein Kind haben konnte.
âHallo Toya, wen hast du denn da?â Kamuis glitzernde Augen beobachteten sie fasziniert. Er hatte ein Gefühl, als hätte er schon so lange auf sie gewartet... obwohl er keine Ahnung hatte, wer sie war. Es war, als hätte er sie schrecklich vermisst. Er fühlte sich, als könne er nun endlich wieder atmen und er atmete ein, um sich das zu beweisen, aber als er das tat, nahm er ihren Geruch war, und erkannte, dass er ihm bekannt zu sein schien.
An Toya gewandt fragte er: âWas hast du gemacht... hast du dir eine Freundin gefangen?â Kamui feixte, als seine Augen vor Spaà aufleuchteten.
âNatürlich nichtâ, brummte Toya. âSie ist überhaupt nicht mein Typ.â
âWoher willst du das wissen? Du hattest noch nie eine Freundin.â Kamui lachte laut über seinen eigenen Witz.
Kyoko versuchte, nicht zu kichern, aber als sie die Heiterkeit in Kamuis Augen gepaart mit dem finsteren Ausdruck in Toyas Gesicht sah, konnte sie es nicht verhindern.
âDas ist Kyokoâ, Toya wandte sich ihr zu, wobei er ihren Arm los lieÃ, als würde ihm dabei erst auffallen, dass er sie noch festhielt. âKyoko, das ist Kamui. Er ist auch mit einem Stipendium hier und wird in denselben Kursen sein, wie du.â
âJa, ich bin einer der Sozialschmarotzer hierâ, sagte Kamui mit einem ernsten Gesicht, was dazu führte, dass Kyokos Lachen, das sie kaum mehr zurückhalten hatte können, nun endgültig ausbrach.
Sie drehte sich zu Kamui und streckte ihre Hand aus. Mit einem sehr freundlichen Lächeln, wobei sie das Geheimnis, dass, wenn er ein Stipendium hatte, sie wusste, dass er in der Vergangenheit ein Freund gewesen war, für sich behielt, sagte sie: âHallo Kamui, schön dich kennen zu lernen. Wie lange bist du schon hier an der Uni?â
Kamui mochte die Frau sofort. âUngefähr zwei Jahre. Und was macht Hitzkopf hier? Dich herum führen?â, er sah grinsend auf Toya, dann wieder zurück zu ihr, wobei sein Lächeln wärmer wurde. Die schelmische Seite seiner Persönlichkeit kam zum Vorschein, und er nahm Kyokos Hand in die seine. Mit einer leisen Verbeugung brachte er ihre weiche Hand zu seinen Lippen und setzte einen sanften Kuss auf ihre Finger.
Kamui musste beinahe lachen, als er den wütenden Blick sah, den Toya ihm zuwarf. Nur ein Idiot konnte die offensichtliche Anziehung übersehen, die die liebliche Kyoko auf den anderen Mann ausübte.
Kyoko errötete ein wenig und kicherte über den Begriff 'Hitzkopf'. Als sie Toya Kamui anstarren sah, grinste sie. âEigentlich waren wir gerade auf der Suche nach Shinbe und Suki. Hast du einen der beiden...â
Bevor Kyoko auch nur ausreden konnte, ergriff sie jemand am Arm und zog sie zwischen Toya und Kamui hervor. Nachdem sie ihren Kopf schnell drehte, fand sich Kyoko in das besorgte Gesicht von Suki sehen.
âWar alles in Ordnung, Kyoko? Du bleibst hier, nicht wahr?â, Suki klang äuÃerst bittend.
Kyoko nickte und hörte plötzlich wieder Kyous sanfte Stimme, die ihr zuflüsterte, dass sie bleiben sollte. âIch gehe nirgendwo hin.â Sie nickte über Sukis Schulter Shinbe zu und erkannte, dass er ebenso glücklich mit ihrer Antwort war, wie Suki.
Toya hob eine Augenbraue als er Kyokos Worte hörte. Er fragte sich, was genau Kyou ihr erzählt hatte, um sie so sehr zu überzeugen. Sie benahm sich nun so anders, sie schien beinahe glücklich zu sein. Normalerweise, wenn Kyou mit jemandem alleine sprach... war er danach stundenlang gereizt. Der Mann konnte sogar ihm ab und zu Angst einjagen.
Kyoko nahm Sukis Arm und zog sie zur Treppe: âDu musst mir helfen, etwas zu finden, was ich heute Abend anziehen kann, wenn wir tanzen gehen.â Die beiden Frauen gingen dicht nebeneinander die Treppen hoch, während sie plauderten. Sie benahmen sich, als würden sie sich schon ewig kennen.
Shinbe, Kamui und Toya sahen den beiden Mädchen nach. Shinbe fragte Toya mit besorgter Stimme: âWeià sie, was hier wirklich vor sich geht?â
Toya beobachtete, wie sich Kyokos Lippen bewegten, während sie mit Suki redete. âJa, ich glaube schon.â Dann wandte er sich wieder zu ihnen zurück und wechselte das Thema: âKamui, kommst du heute Abend mit uns mit?â
Shinbe riss erstaunt die Augen auf. âToya? Kommst du ernsthaft mit zum Tanzen?â, seine Stimme klang schockiert. 'Das hört sich gar nicht nach Toya an', dachte er innerlich.
âHey, mir wurde aufgetragen, sie wie ein Adler im Auge zu behalten, also habe ich wohl keine Wahl, oder?â Toya tat so, als wäre er darüber verärgert, sodass die anderen glauben würden, dass er es gegen seinen Willen tat. Aber in Wirklichkeit wollte er sie plötzlich wirklich nicht mehr aus den Augen lassen.
Sein Herzschlag pochte unter seiner Haut, als wolle er ihn dazu anweisen, sie um alles in der Welt zu beschützen, egal, ob ihm das aufgetragen worden war, oder nicht. Es war keine groÃe Hilfe, dass in seinen Gedanken nun Kyoko sich zu einem donnernden Rhythmus auf einer vollen Tanzfläche bewegte. Seine Beschützerinstinkte bohrten sich an die Oberfläche und er wollte beinahe, dass sie nicht ging.
Ein leises Knurren bahnte sich den Weg aus Toyas Kehle und er schüttelte seinen Kopf, versuchte, den Gedanken an so viele Augen auf ihr zu vertreiben... Augen, die dort nicht hingehörten.
âJa, hört sich gut an. Ich komme mitâ, meldete sich Kamui zu Wort. âWir müssen am Wochenende etwas tun, um uns von diesem Ort abzulenken.â Er fühlte sich beinahe übermütig durch die Erleichterung, die das Wissen, dass Kyoko von nun an hier sein würde, ihm gab. âAuÃerdem müssen wir eine Freundin für Toya findenâ, bemerkte er unschuldig.
âWer sagt, dass ich eine Freundin brauche, du kleiner Dummkopf?â, brummte Toya, und gab Kamui einen Klaps auf den Kopf. âDu wüsstest noch nicht einmal, was eine Freundin ist, wenn sie dich in den Hintern beiÃen würde.â