Фридрих Ницше - Also sprach Zarathustra стр 62.

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«So bist du vielleicht der Erkenner des Blutegels? fragte Zarathustra; und du gehst dem Blutegel nach bis auf die letzten Gründe, du Gewissenhafter?»

«Oh Zarathustra, antwortete der Getretene, das wäre ein Ungeheures, wie dürfte ich mich dessen unterfangen!

Wess ich aber Meister und Kenner bin, das ist des Blutegels Hirn: — das ist meine Welt!

Und es ist auch eine Welt! Vergieb aber, dass hier mein Stolz zu Worte kommt, denn ich habe hier nicht meines Gleichen. Darum sprach ich» hier bin ich heim.»

Wie lange gehe ich schon diesem Einen nach, dem Hirn des Blutegels, dass die schlüpfrige Wahrheit mir hier nicht mehr entschlüpfe! Hier ist mein Reich!

— darob warf ich alles Andere fort, darob wurde mir alles. Andre gleich; und dicht neben meinem Wissen lagert mein schwarzes Unwissen.

Mein Gewissen des Geistes will es so von mir, dass ich Eins weiss und sonst Alles nicht weiss: es ekelt mich aller Halben des Geistes, aller Dunstigen, Schwebenden, Schwärmerischen.

Wo meine Redlichkeit aufhört, bin ich blind und will auch blind sein. Wo ich aber wissen will, will ich auch redlich sein, nämlich hart, streng, eng, grausam, unerbittlich.

Dass du einst sprachst, oh Zarathustra:»Geist ist das Leben, das selber in's Leben schneidet, «das führte und verführte mich zu deiner Lehre. Und, wahrlich, mit eignem Blute mehrte ich mir das eigne Wissen!»

— Wie der Augenschein lehrt, «fiel Zarathustra ein; denn immer noch floss das Blut an dem nackten Arme des Gewissenhaften herab. Es hatten nämlich zehn Blutegel sich in denselben eingebissen.

«Oh du wunderlicher Gesell, wie Viel lehrt mich dieser Augenschein da, nämlich du selber! Und nicht Alles dürfte ich vielleicht in deine strengen Ohren giessen!

Wohlan! So scheiden wir hier! Doch möchte ich gerne dich wiederfinden. Dort hinauf führt der Weg zu meiner Höhle: heute Nacht sollst du dort mein lieber Gast sein!

Gerne möchte ich's auch an deinem Leibe wieder gut machen, dass Zarathustra dich mit Füssen trat: darüber denke ich nach. Jetzt aber ruft mich ein Nothschrei eilig fort von dir.»

Also sprach Zarathustra.

Der Zauberer

1

Als aber Zarathustra um einen Felsen herumbog, da sahe er, nicht weit unter sich, auf dem gleichen Wege, einen Menschen, der die Glieder warf wie ein Tobsüchtiger und endlich bäuchlings zur Erde niederstürzte.»Halt! sprach da Zarathustra zu seinem Herzen, Der dort muss wohl der höhere Mensch sein, von ihm kam jener schlimme Nothschrei, — ich will sehn, ob da zu helfen ist. «Als er aber hinzulief, an die Stelle, wo der Mensch auf dem Boden lag, fand er einen zitternden alten Mann mit stieren Augen; und wie sehr sich Zarathustra mühte, dass er ihn aufrichte und wieder auf seine Beine stelle, es war umsonst. Auch schien der Unglückliche nicht zu merken, dass jemand um ihn sei; vielmehr sah er sich immer mit rührenden Gebärden um, wie ein von aller Welt Verlassener und Vereinsamter. Zuletzt aber, nach vielem Zittern, Zucken und Sich-zusammen-Krümmen, begann er also zu jammern:

Wer wärmt mich, wer liebt mich noch?

Gebt heisse Hände!

Gebt Herzens-Kohlenbecken!

Hingestreckt, schaudernd,

Halbtodtem gleich, dem man die Füsse wärmt

Geschüttelt, ach! von unbekannten Fiebern,

Zitternd vor spitzen eisigen Frost-Pfeilen,

Von dir gejagt, Gedanke!

Unnennbarer! Verhüllter! Entsetzlicher!

Du Jäger hinter Wolken!

Darniedergeblitzt von dir,

Du höhnisch Auge, das mich aus Dunklem anblickt:

— so liege ich,

Biege mich, winde mich, gequält

Von allen ewigen Martern,

Getroffen

Von Dir, grausamster Jäger,

Du unbekannter — Gott!

Triff tiefer,

Triff Ein Mal noch!

Zerstich, zerbrich diess Herz!

Was soll diess Martern

Mit zähnestumpfen Pfeilen?

Was blickst du wieder,

Der Menschen-Qual nicht müde,

Mit schadenfrohen Götter-Blitz-Augen?

Nicht tödten willst du,

Nur martern, martern?

Wozu — mich martern,

Du schadenfroher unbekannter Gott?

Haha! Du schleichst heran?

Bei solcher Mitternacht

Was willst du? Sprich!

Du drängst mich, drückst mich

Ha! schon viel zu nahe!

Weg! Weg!

Du hörst mich athmen,

Du behorchst mein Herz,

Du Eifersüchtiger

Worauf doch eifersüchtig?

Weg! Weg! Wozu die Leiter?

Willst du hinein,

In's Herz,

Einsteigen, in meine heimlichsten

Gedanken einsteigen?

Schamloser! Unbekannter — Dieb!

Was willst du dir erstehlen,

Was willst du dir erhorchen,

Was willst du dir erfoltern,

Du Folterer!

Du — Henker-Gott!

Oder soll ich, dem Hunde gleich,

Vor dir mich wälzen?

Hingebend, begeistert-ausser-mir,

Dir — Liebe zuwedeln?

Umsonst! Stich weiter,

Grausamster Stachel! Nein,

Kein Hund — dein Wild nur bin ich,

Grausamster Jäger!

Dein stolzester Gefangner,

Du Räuber hinter Wolken!

Sprich endlich,

Was willst du, Wegelagerer, von mir?

Du Blitz-Verhüllter! Unbekannter! Sprich,

Was willst du, unbekannter Gott?

Wie? Lösegeld?

Was willst du Lösegelds?

Verlange Viel — das räth mein Stolz!

Und rede kurz — das räth mein andrer Stolz!

Haha!

Mich — willst du? Mich?

Mich — ganz?

Haha!

Und marterst mich, Narr, der du bist,

Zermarterst meinen Stolz?

Gieb Liebe mir — wer wärmt mich noch?

Wer liebt mich noch? — gieb heisse Hände,

Gieb Herzens-Kohlenbecken,

Gieb mir, dem Einsamsten,

Den Eis, ach! siebenfaches Eis

Nach Feinden selber,

Nach Feinden schmachten lehrt,

Gieb, ja ergieb,

Grausamster Feind,

Mir — dich!

Davon!

Da floh er selber,

Mein letzter einziger Genoss,

Mein grosser Feind,

Mein Unbekannter,

Mein Henker-Gott!

— Nein! Komm zurück,

Mit allen deinen Martern!

Zum Letzten aller Einsamen

Oh komm zurück!

All meine Thränen-Bäche laufen

Zu dir den Lauf!

Und meine letzte Herzens-Flamme

Dir glüht sie auf!

Oh komm zurück,

Mein unbekannter Gott! Mein Schmerz! Mein letztes

Glück!

2

— Hier aber konnte sich Zarathustra nicht länger halten, nahm seinen Stock und schlug mit allen Kräften auf den jammernden los.

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