Александер Кент - Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im östlichen Mittelmeer стр 22.

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Herrick brachte sie hinaus und schloß die Tür. Bolitho setzte sich und stützte den Kopf in die Hände. Draußen hörte man die schrillen Pfiffe der Ehrenwache. Eine leichte Brise trieb die Schiffe unmerklich ostwärts über die See, die wie tiefblaue, leicht zerknitterte Seide vor ihnen lag. Wäre sie doch nur so ruhig gewesen, als die Boote der Buzzard den schlafenden Schoner kaperten! Es hätte halb so lange gedauert. Und Menschenleben gerettet.

Herrick kam wieder.»Ich habe das Geschwader die alte Formation einnehmen lassen, Sir. Und Ihr Steward wartet.»

«Danke, Thomas.»

Herrick starrte auf den zerbrochenen Degen nieder.»Wenn er noch lebt, kann man vielleicht einen Austausch arrangieren.»

Bolitho sprang auf.»Glauben Sie nicht, daß auch ich hin und her überlegt habe, was man tun könnte?«Er wandte sich ab, Tränen in den Augen.»Schicken Sie mir Allday, er soll. «Er brach ab; eine Sekunde lang sahen sie einander an wie Fremde.

Dann sagte Herrick tonlos:»Ich kümmere mich um die Einzelheiten, Sir.»

Bolitho öffnete den Mund, um ihn zurückzuhalten, fand aber keine Worte. Als er aufblickte, war Herrick gegangen.

Ozzard, der Kajütsteward, schlüpfte herein und glitt quer durch die Kajüte zur Schlafkammer. Er sah Bolitho nicht an.

Der saß auf der Bank und blickte ihm nach. Er wußte nicht viel über Ozzard, nur daß er tüchtig war und dem vorigen Kommodore gut gedient hatte. Es hieß, er wäre Anwaltsschreiber gewesen und hätte sich wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten in der Kanzlei freiwillig zur Flotte gemeldet. Er war ein sehr ruhiger Mann und bewegte sich meist lautlos wie ein Wilddieb, auch jetzt, als er seinem Kommodore ein frisches Hemd herauslegte.

Bolitho sah auf seine Hände, die beim Aufknöpfen des Hemdkragens zitterten.

Er hat Angst vor mir, Angst, daß ich ihn schikanieren werde, bloß um meinen Kummer abzureagieren.

Diese Erkenntnis machte ihn etwas ruhiger, aber gleichzeitig schämte er sich.»Danke, Ozzard«, sagte er freundlich,»ich komme jetzt schon allein zurecht.»

«Bestimmt, Sir?«fragte der Mann unsicher und ging rückwärts zur Tür, als fürchte er immer noch, Bolitho

würde auf ihn losgehen. An der Tür zögerte er.»Ich bin nicht ganz ohne Bildung, Sir«, sagte er.»Wenn Sie wünschen, könnte ich Ihnen vorlesen, dann verginge die Zeit vielleicht schneller. Und Sie brauchten nicht zu reden.»

Bolitho wandte sich ab, um sein Gesicht zu verbergen.»Nein, jetzt nicht, Ozzard. Aber ich weiß Ihr Angebot zu schätzen. Mehr, als ich sagen kann.»

Im Spiegel der schrägstehenden Fensterflügel sah er, daß der Mann hinausging, lautlos wie immer.

IV In Gefangenschaft

Lysander

Er starrte über das Deck zum Vorschiff, durch Wanten und Stage und den fettigen, dünnen Rauch aus der Kombüse. Mit Mühe konnte er den winzigen Umriß der Harrebell ausmachen, die weit vor dem Flaggschiff lag. Ihre Maststengen und Rahen standen wie Kreuze im ersterbenden Tageslicht.

Die anderen Schiffe seines Geschwaders waren am Nachmittag nach Süden verschwunden und würden jetzt mehr Segel setzen, um über den Punkt hinauszugelangen, an dem die Lysander angreifen sollte. Er vergegenwärtigte sich die Karte und stellte im Geiste noch einmal die bruchstückhaften Informationen zusammen, auf die er seine Taktik gebaut hatte. Er konnte die Küstenlinie fast vor sich sehen, die Berge hinter der Bucht, die Wassertiefen und die Sandbänke. Im Gegensatz dazu gab es eine ganze Menge Fakten, die er nicht kannte: Zum Beispiel, was der Feind an einem bestimmten Ort tat, beziehungsweise ob es wirklich so wichtig war, daß es sich lohnte, die ihm anvertrauten Schiffe deswegen zu riskieren.

Das Großmarssegel fiel ein, killte laut, als der Wind abflaute, und fand dann seine Kraft wieder. Der Steuermannsmaat der Wache machte es sich etwas bequemer und scherzte mit dem Rudergast; und auch an der Leeseite lockerte Leutnant Fitz-Clarence seine gespannte, wachsame Haltung.

Bolitho versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was er zu tun hatte. Doch es war ruhig im Schiff und eine unmittelbar wichtige Entscheidung nicht zu treffen; so konnte er seiner Angst nicht ausweichen.

Seit zwei Tagen war er wieder an Bord; vor vier Tagen hatten Ja-vals Leute den Schoner genommen. Der mußte inzwischen schon in Gibraltar sein, auch bei ungünstigem Wind, es sei denn, er war einem überlegenen Feind begegnet. Das Schiff würde von einem Prisenausschuß verkauft, vielleicht auch in den Dienst des Königs übernommen werden. Die wenigen überlebenden Spanier würden auf eine Gefangenen-Hulk kommen, wenn sie nicht von der Möglichkeit Gebrauch machten, sich zum Dienst auf einem britischen Kriegsschiff zu verpflichten. Nach fünf Jahren Krieg konnte man auf jedem Schiff des Königs ein Dutzend Sprachen und Dialekte hören.

Und Adam? Langsam trat Bolitho an die Wanten und starrte auf die See hinaus. Land konnte selbst der Ausguck nicht mehr erken-

nen, und der Himmel war bereits so dunkel, daß es schwerfiel, die Kimm zu unterscheiden, die vor Sekunden noch wie geschmolzenes Kupfer geglüht hatte.

Ein weiterer Leutnant war an Deck gekommen und sprach leise mit Fitz-Clarence. Vorn und tiefer unten im geräumigen Schiffsrumpf erklang der schrille Ton einer Bootsmannsmaatenpfeife, und Bolitho hörte das Tappen nackter Füße die nächste Wache schickte sich an, das Schiff bis Mitternacht zu übernehmen.

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