Palliser hatte recht wie immer. Innerhalb einer Stunde zeichnete sich die vertraute, sonnenbeschienene Segelpyramide der Destiny am Horizont ab. Sie waren nicht mehr allein.
X Eines Mannes Verlangen
Destiny Ro-sarioDen ganzen Tag über hatte die Fregatte in Luv der Rosario beigedreht gelegen. Während der Rest von Pallisers Gruppe und die Verwundeten zur Destiny gebracht wurden, hatten andere Boote frische Leute und allerlei Material zur Brigg gepullt, um deren Besatzung beim Aufrichten eines Notmastes und den notwendigsten Ausbesserungsarbeiten zu helfen, damit sie den nächsten Hafen erreichen konnte.
Dumaresq saß am Tisch, vor sich einen unordentlichen Haufen Se e-karten und Papiere, die Palliser von der Rosario mitgebracht hatte. Er war ohne Uniformrock, und wie er so in Hemdsärmeln und mit lose geschlungenem Halstuch dasaß, sah er keineswegs aus wie der Kommandant einer Fregatte.
Er sagte:»Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Mr. Palliser. «Er schaute hoch, der Blick seiner weit auseinanderstehenden Augen wanderte zu Bolitho.»Und Sie auch.»
Bolitho dachte an ihr letztes Beisammensein, als er
und Palliser von Dumaresq scharf zurechtgewiesen worden waren.
Dumaresq schob die Papiere beiseite und lehnte sich in seinem Sessel zurück.»Zu viele Tote. Und die Heloise auch verloren. «Er wischte den Gedanken weg.»Aber Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Mr. Palliser, und haben sie tapfer ausgeführt. «Er schenkte ihm ein Lächeln.»Ich werde die Leute der Heloise mit der Rosario zurückschicken. Soweit wir erfuhren, scheint ihr Anteil an den Geschehnissen gering gewesen zu sein. Sie waren von der Brigg angeheuert oder sogar gepreßt worden, und als sie erkannten, daß es nicht um eine kurze Fahrt entlang der Küste ging, waren sie schon zu weit draußen auf dem Atlantik. Ihr Kapitän Triscott und seine Maaten sorgten dafür, daß sie in Unwissenheit blieben. Darum werden wir sie alle der Fürsorge der Rosario überlassen. «Er deutete auf seinen Ersten Offizier.»Aber erst, nachdem Sie einige gute Leute, die Sie brauchen, um unsere Verluste zu ersetzen, ausgewählt und verpflichtet haben. Der Dienst des Königs wird eine eindrucksvolle Abwechslung für sie sein.»
Palliser fischte sich mit langem Arm ein Glas Wein vom Tablett des Kommandantenstewards, der sich diskret hinter ihnen bewegte.»Was geschieht mit Egmont, Sir?»
Dumaresq seufzte.»Ich habe befohlen, ihn und seine Frau noch vor Sonnenuntergang an Bord zu bringen. Sie befinden sich unter Aufsicht von Leutnant Colpoys. Ich wollte, daß Egmont bis zum letzten Agenblick drüben bleibt, damit er sieht, was er mit seiner Habgier und Verräterei sowohl der Besatzung der Brigg wie meiner eigenen angetan hat. «Dumaresq sah Bolitho an.»Unser Arzt hat mir bereits von dem Schiff berichtet, das Sie beide in solcher Heimlichkeit aus Rio auslaufen sahen. Egmont war in Sicherheit, so lange er unentdeckt blieb. Aber wer die Rosario kapern ließ, der wollte auch, daß Egmont getötet wurde. Aus den Seekarten der Brigg ist zu schließen, daß ihr Ziel die Insel Saint Christopher war. Egmont war bereit, dem Kapitän jede Summe zu zahlen, damit er ihn hinbrachte, und zwar unverzüglich, ohne unterwegs andere Häfen anzulaufen. «Ein Lächeln überzog langsam sein Gesicht.»Also ist das der Ort, an dem sich Sir Garrick aufhält.»
Er nickte, um seine Behauptung zu bekräftigen.»Die Jagd ist also fast beendet. Mit Egmonts beschworener Aussage und er hat jetzt keine andere Wahl werden wir das Piratennest ein für allemal dem Erdboden gleichmachen. «Er bemerkte Bolithos fragenden Blick und fügte hinzu:»Die Karibik hat schon viele märchenhafte Reichtümer entstehen sehen, nämlich die von Piraten, ehrlichen Kaufleuten, Sklavenhändlern und Glücksrittern aller Art. Und wo gäbe es einen geeigneteren Platz, an dem alte Feinde ungestört ihr Süppchen kochen könnten?»
Er wurde wieder sachlich.»Beenden Sie dieses Kommen und Gehen so bald wie möglich, Mr. Palliser. Ich habe der Rosario geraten, nach Rio zurückzusegeln. Ihr Kapitän wird seine Version der Geschichte dem Vizekönig mitteilen können, während es mir nicht möglich ist, ihm meine Version zu erzählen. Er weiß jetzt, daß er den Anschein der Neutralität in Zukunft nicht so einseitig auslegen kann. «Als Palliser und Bolitho aufstanden, sagte er:»Ich fürchte, wir sind durch unser plötzliches Auslaufen mit dem Trinkwasser knapp dran. Mr. Codd konnte zwar Gemüse, Yamwurzeln und Fleisch in Mengen kaufen, aber Wasser müssen wir woanders finden.»
Außerhalb der Kajüte sagte Palliser:»Sie sind vorübergehend vom Dienst befreit, Mr. Bolitho. Auch was junge Menschen aushallen können, hat seine Grenzen. Gehen Sie in Ihre Kammer, und ruhen Sie sich aus, so gut Sie können. «Er sah, daß Bolitho zögerte.»Nun?»
«Ich ich überlege. Was wird aus Egmont?«Bolitho versuchte, seiner Stimme nichts anmerken zu lassen.»Und aus seiner Frau?»
«Egmont war ein Narr. Durch sein Schweigen unterstützte er Garrick. Garrick versuchte, den Franzosen auf Martinique gegen uns zu helfen, und dadurch wird Egmonts Schweigen noch belastender. Wenn er einen Rest Verstand hat, wird er dem Kommandanten alles sagen, was er weiß. Ohne unser Dazwischentreten wäre er jetzt tot. Auch das wird er sich hoffentlich überlegen.»