IX Der Preis der Freiheit
Herrick umklammerte die Querreling der
Wolfe stolperte uber die nassen Decksplanken und fluchte laut, bis er endlich seinen Kommandanten an der Reling erreicht hatte.
«Jetzt mu? es bald soweit sein, Sir!«Wolfes rauhe Stimme klang klaglich im Heulen des Sturms und Donnern der See.
Herrick wischte sich ubers tropfnasse Gesicht. Seine Haut brannte wie Feuer. Au?erdem spurte er allmahlich einen Zorn in sich wachsen, der gut zu diesem Unwetter pa?te. Von Anfang an, seit sie Plymouth verlassen hatten, war ein Ungluck nach dem anderen uber seinen kleinen, aber wertvollen Geleitzug hereingebrochen. Zuerst hatte das andere 74er Linienschiff, die
Inferno aus Gischt und Spritzwasser verwandelt und die Mannschaften so zermurbt, da? Herrick schlie?lich nachgeben und Befehl zum Beidrehen erteilen mu?te; sie lie?en sich treiben und hofften das Beste.
Wieder spurte er, wie sich
Herrick fragte, ob Wolfe es mi?billigte, da? er noch immer keinen Flaggkapitan ernannt hatte. Der fragliche Offizier war durch einen Radbruch seiner Kutsche auf dem Weg nach Plymouth aufgehalten worden, und Herrick hatte beschlossen, nicht auf ihn zu warten. Er war so bald wie moglich ausgelaufen. Aber warum? Drangte es ihn, Gibraltar zu erreichen und die lastigen Handelsschiffe endlich loszuwerden? Oder hatte er seine vorlaufige Ernennung zum Kommodore innerlich immer noch nicht akzeptiert,
wollte er die Bestatigung aus irgendeinem Grund hinausschieben, den er selbst nicht kannte?
Er rief:»Der Master behauptet, da? wir etwa funfundzwanzig Meilen vor der franzosischen Kuste stehen. «Er duckte sich vor einem Spritzwassergu?.»Aber wei? der Himmel, woraus der alte Grubb das schlie?t!»
Wolfe schnappte nach Luft, als eine Wand grunen Wassers durch die Webeleinen brach und sich uber die ohnehin schon pitschnassen Wachganger und Ausguckposten ergo?.
«Keine Sorge, Sir, wir werden die anderen schon wiederfinden, wenn der Wind nachla?t!»
Herrick zog sich an der Reling weiter. Falls der Wind nachlie?. Man hatte ihm nur eine Fregatte, die
Ganymede
Duchess of Cornwall
Ben-bow
Wenn er ehrlich war, mu?te Herrick sich eingestehen, da? dies der wahre Grund dafur war, weshalb er Plymouth so hastig und ohne Flaggkapitan verlassen hatte. Er wollte die Reise nach Gibraltar und zuruck schnellstens hinter sich bringen. Seit der Verlustmeldung von
Vor Herricks geistigem Auge stand Bolithos Gestalt so klar da, als wettere er und nicht Wolfe diesen Sturm mit ihm ab.
Kurzangebunden sagte er:»Ich gehe nach unten, Mr. Wolfe. Aber rufen Sie mich sofort, wenn Sie mich brauchen.»
«Aye, Sir«, sagte Wolfe und sah Herrick kopfschuttelnd nach. Wenn der Verlust eines Freundes einen Mann so zerrutten konnte, dann verzichtete er lieber auf Freunde.
Er sah, da? sich der Wachoffizier unterhalb der Poop ubergab und dabei vom abflie?enden Spritzwasser wie ein Ertrinkender gebeutelt wurde. Gellend rief er:»Mr. Nash — Sir! Kummern Sie sich freundlicherweise um Ihre Pflichten! Zum Henker mit Ihnen, Sir! Sie sind so fehl am Platz wie eine Hure im Beichtstuhl!»
Der ungluckselige Leutnant verschwand unter der Poop, um den Rudergangern am Doppelrad beizustehen; wahrscheinlich furchtete er Wolfes Zorn mehr als die Seetollheit.
In der gro?en Kapitanskajute drangen das Jaulen des Sturms und das Donnern der See nur gedampft durch die dicken Planken. Herrick lie? sich auf einen Stuhl fallen, und sofort sammelte sich auf der schwarz-wei? gewurfelten Bespannung unter ihm eine Wasserpfutze.
Er horte seinen Steward in der Pantry hantieren und wurde sich seines leeren Magens bewu?t. Seit Mittag des vorangegangenen Tages hatte er nichts zu sich genommen. Jetzt war er hungrig und durstig.
Aber nicht sein eigener Steward, sondern der schmachtige Oz-zard brachte ihm den Imbi?. Vorsichtig stellte er das Tablett neben Herricks Ellbogen und duckte sich wie ein angstliches Tierchen, als das Deck wieder in ein Wellental sackte.
Herrick musterte ihn duster. Wie hatte er Ozzard trosten konnen, wenn er selbst Bolithos Verlust immer noch so schmerzhaft spurte wie eine offene Wunde? Er nahm einen Schluck Brandy und wartete darauf, da? er ihm Taubheit und Salzgeschmack aus der Kehle brannte.