Герман Гессе - Der Steppenwolf / Степной волк. Книга для чтения на немецком языке стр 7.

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eingefangen здесь: привлёк к себе.
Räume то же, что Raum(e) (Dat. от Raum).

er hörte, daß ich nie Wein trinke, machte er wieder ein hilfloses Gesicht und sagte: Ja, da haben Sie recht. Ich habe auch jahrelang enthaltsam gelebt und auch lange Zeit gefastet, aber zur Zeit stehe ich wieder im Zeichen des Wassermanns, einem dunklen und feuchten Zeichen.

Und als ich nun scherzend auf diese Anspielung einging und andeutete, wie unwahrscheinlich es mir sei, daß gerade er an Astrologie glaube, da nahm er wieder den höflichen Ton an, der mich oft verletzte, und sagte: Ganz richtig, auch an diese Wissenschaft kann ich leider nicht glauben.

Ich ging und empfahl mich, und er kam erst sehr spät in der Nacht nach Hause, aber sein Schritt war der gewohnte, und wie immer ging er nicht sogleich zu Bett (ich hörte das als sein Zimmernachbar ja genau), sondern hielt sich wohl noch eine Stunde bei Licht in seinem Wohnzimmer auf.

Auch einen andern Abend habe ich nicht vergessen. Da war ich allein zu Hause, die Tante war nicht da, und es läutete an der Haustür, und als ich öffnete, stand da eine junge, sehr hübsche Dame, und als sie nach Herrn Haller fragte, erkannte ich sie: es war die auf der Photographie in seinem Zimmer. Ich zeigte ihr seine Tür und zog mich zurück, sie blieb eine Weile oben, bald darauf aber hörte ich sie miteinander die Treppe hinab- und ausgehen, lebhaft und sehr vergnügt in scherzendem Gespräch. Ich war sehr erstaunt, daß der Einsiedler eine Geliebte habe, und eine so junge, hübsche und elegante, und alle meine Vermutungen über ihn und sein Leben wurden mir wieder ungewiß. Aber eine kleine Stunde später kam er schon wieder nach Hause, allein, mit schwerem, traurigem Schritt, mühte sich die Treppe hinauf und schlich dann stundenlang in seinem Wohnzimmer leise auf und ab, richtig wie ein Wolf im Käfig geht, die ganze Nacht bis fast zum Morgen war Licht in seinem Zimmer.

Ich weiß über dieses Verhältnis gar nichts und will nur hinzufügen: noch einmal sah ich ihn mit jener Frau zusammen, in einer Straße der Stadt. Sie gingen Arm in Arm, und er sah glücklich aus, ich wunderte mich wieder, wieviel Anmut, ja Kindlichkeit sein versorgtes, einsames Gesicht gelegentlich haben konnte, und begriff die Frau und begriff auch die Teilnahme, die meine Tante für diesen Mann hatte. Aber auch an jenem Tage kam er abends traurig und elend nach Hause; ich traf ihn an der Haustür an, er hatte, wie manches Mal, unterm Mantel die italienische Weinflasche bei sich und saß mit ihr die halbe Nacht in seiner Höhle oben. Er tat mir leid, aber was war das auch für ein trostloses, verlorenes und wehrloses Leben, das er führte! Nun, es ist genug geplaudert. Es bedarf weiter keiner Berichte und Schilderungen, um zu zeigen, daß der Steppenwolf das Leben eines Selbstmörders führte. Aber dennoch glaube ich nicht, daß er sich das Leben genommen hat, damals, als er unversehens und ohne Abschied, aber nach Bezahlung aller Rückstände unsre Stadt eines Tages verließ und verschwunden war. Wir haben nie mehr etwas von ihm gehört und bewahren noch immer einige Briefe auf, die noch für ihn ankamen. Zurück ließ er nichts als sein Manuskript, das er während seines hiesigen Aufenthaltes geschrieben hat und das er mit wenigen Zeilen mir zueignete, mit dem Bemerken, ich könne damit machen, was ich wolle.

Es war mir nicht möglich, die Erlebnisse, von denen Hallers Manuskript erzählt, auf ihren Gehalt an Realität nachzuprüfen. Ich zweifle nicht daran, daß sie zum größten Teil Dichtungen sind, nicht aber im Sinn willkürlicher Erfindung, sondern im Sinne eines Ausdrucksversuches, der tief erlebte seelische Vorgänge im Kleide sichtbarer Ereignisse darstellt. Die zum Teil phantastischen Vorgänge in Hallers Dichtung stammen vermutlich aus der letzten Zeit seines hiesigen Aufenthaltes, und ich zweifle nicht daran, daß ihnen auch ein Stück wirklichen, äußeren Erlebens zugrunde liegt. In jener Zeit zeigte unser Gast in der Tat ein verändertes Benehmen und Aussehen, war sehr viel außer Hause, zuweilen auch ganze Nächte, und seine Bücher lagen unberührt. Die wenigen Male, die ich ihn damals antraf, schien er auffallend lebendig und verjüngt, einige Male geradezu vergnügt. Gleich darauf folgte allerdings eine neue schwere Depression, er blieb tagelang im Bett, ohne Essen zu begehren, und in jene Zeit fiel auch ein außerordentlich heftiger, ja brutaler Zank mit seiner wieder aufgetauchten Geliebten, der das ganze Haus revoltierte und für welchen Haller tags darauf meine Tante um Entschuldigung gebeten hat.

Nein, ich bin davon überzeugt, daß er sich nicht das Leben genommen hat. Er lebt noch, er geht irgendwo auf seinen müden Beinen die Treppen fremder Häuser auf und ab, starrt irgendwo auf blankgescheuerte Parkettböden und auf sauber

mühte sich die Treppe hinauf с трудом поднялся по лестнице.

gepflegte Araukarien, sitzt in Bibliotheken und Nächte in Wirtshäusern oder liegt auf einem gemieteten Kanapee, hört hinter den Fenstern die Welt und die Menschen leben und weiß sich ausgeschlossen, tötet sich aber nicht, denn ein Rest von Glaube sagt ihm, daß er dies Leiden, dies böse Leiden in seinem Herzen zu Ende kosten und daß dies Leiden es sei, woran er sterben müsse. Ich denke oft an ihn, er hat mir das Leben nicht leichter gemacht, er hatte nicht die Gabe, das Starke und Frohe in mir zu stützen und zu fördern, oh, im Gegenteil! Aber ich bin nicht er, und ich führe nicht seine Art von Leben, sondern meine, ein kleines und bürgerliches, aber gesichertes und von Pflichten erfülltes. Und so können wir seiner in Ruhe und Freundschaft denken, ich und meine Tante, welche mehr über ihn zu sagen wüßte als ich, aber das bleibt in ihrem gütigen Herzen verborgen.

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